FIFA-Weltrangliste
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1.
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UEFA-Koeffizient (Platz)
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2.
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EM-Titel
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1964 / 2008
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EM-Teilnahmen bisher
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1964 / 1980 / 1984 / 1988 / 1996 / 2000 /
2004 / 2008
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EM-Qualifikation
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Sieger Gruppe I
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Rekordspieler
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Iker
Casillas (128)
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Rekordtorschütze
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David Villa (51)
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EM-Bilanz gg GER
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1984:
1:0 (Vorrunde)
1988:
0:2 (Vorrunde)
2008:
1:0 (Finale)
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Was macht guten Fußball aus und was
erfolgreichen - und wie bringt man Fußballer dazu, guten Fußball zu spielen –
kann man das antrainieren oder müssen gewisse Eigenschaften bei Spielern vorhanden sein, um guten Fußball zu spielen
und: um vor allem erfolgreich guten
Fußball zu spielen?
Braucht es nur die reine Athletik des
Kopfes oder Fußes, um den Ball ins Tor zu befördern oder braucht es vor allem
den Kopf, der dem Fuß sagt, wie er den Ball ins Tor zu befördern hat...und wenn
ja, wie bringt man dem Kopf bei, dem Fuß das richtige zu tun. ODER AUCH: bestimmt das Bewusstsein das Sein
oder ist es doch umgekehrt.
Es gibt viele Ansätze, sich dem Thema zu
nähern, vor allem den italienischen und den niederländischen, die beiden
Extreme – der eine auf Tore verhindern, der andere auf den Torerfolg
ausgerichtet und dann gibt es noch seit 2004 den überaus erfolgreichen dritten
Weg, den die Griechen und die Spanier praktiziert haben.
Die Griechen als das eine Extrem, ein
reines Kollektiv, aber letztendlich war die Idee die gleiche, die hinter den
jüngsten Erfolgen der Spanier steht.
Was sich so schön „TIKI-TAKA“ nennt, dieses
minutenlange Hin und Her von Kurzpässen ist nichts anderes, als das was die
Griechen 2004 praktiziert haben, nur daß es bei den Spaniern zumeist in des
Gegners Hälfte stattfindet.
Die Lösung, wie man den Gegner daran
hindert, ein Tor zu schießen, ist ansich ganz einfach...dazu braucht der Gegner
den Ball und wenn man selbst den Ball hat, ihn minutenlang hin und her kreiseln
lassen kann, dann besteht halt keine Gefahr für das eigene Tor und – im
Nebeneffekt – auch noch die Möglichkeit, wenn der Gegner dann einen Fehler
macht, selbst ein Tor zu erzielen.
Das haben spanische Mannschaften inzwischen
bis zum Erbrechen perfektioniert, aber die Sache ist, das konnten sie ansich
schon immer, so daß man sich ernsthaft die Frage stellen muß, warum dabei
früher so wenig herausgesprungen ist.
Der spanische Vereinsfußball war lange
schon der dominierende in Europa neben dem englischen und italienischen, was
sicher auch an den hochkarätigen ausländischen Stars lag, die für die Vereine
kickten, dennoch waren ansich die Italiener immer mit unter den Topfavoriten
bei allen Turnieren, die Spanier zählten allerdings auch immer mit zu den
Geheimfavoriten, obwohl ihnen der einzige Titelgewinn bis 2008 (wie den
Engländern) nur im eigenen Land gelang.
Dazu muß man vielleicht (und da komme ich
wieder bei der Frage an, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder umgekehrt)
anmerken, daß Spanien durch Bürgerkrieg und Diktatur lange ein zerrissenes Land
war.
Zur WM 1938 wurde eine spanische Mannschaft
wegen des Bürgerkrieges nicht zugelassen, bei der EM 1960 wurden die Spanier
disqualifiziert, weil Diktator Franco der Mannschaft untersagte, zum
Viertelfinalspiel nach Moskau zu fliegen.
1964 wurde die Endrunde dann recht früh an
Spanien vergeben, nicht erst, als die vier Endrundenteilnehmer feststanden –
das versprach zwar einerseits Planungssicherheit für das Gastgeberland, war
aber auch andererseits ein wenig riskant, denn der Gastgeber einer EM war bis
1980 nicht automatisch qualifiziert und fast wäre es schiefgegangen.
Obwohl die Spanier im Vereinsfußball eine
Macht waren, gerade in den 60er Jahren, war die Nationalmannschaft nur ein
Schatten jener Erfolge.
In der Vorrunde gab es ein relativ
deutliches 6:0 gegen Rumänien, das Rückspiel ging allerdings mit 1:3 verloren
und im Achtelfinale wurde es richtig eng: Im Hinspiel reichte es gegen die
Nordiren grad zu einem 1:1, das mag auch mit an dem Austragungsort gelegen
haben – Spiele in Bilbao war zu Zeiten der Franco-Diktatur für die Seleccion
nicht unbedingt Heimspiele (wie auch Spiele in Barcelona). Im Rückspiel reichte
ein Treffer von Gento zum Einzug ins Viertelfinale. Da bekam man es mit den
Rest-Iren zu tun, auch nicht gerade eine Fußball-Großmacht jener Tage.
Nationaltrainer Villalonga vertraute einer
Mannschaft, in der nur zwei Akteure von Real Madrid standen, dazu vertraute er
zwei Italien-Legionären und ließ mit Iribar einen Basken im Tor debütieren.
In Sevilla schickte man die Iren mit 5:1
nach Hause, im Rückspiel besorgte Zaballa aus Barcelona die Treffer zum 2:0
Sieg. Spanien war also im Halbfinale.
Dort bekam man es mit Ungarn zu tun –
37.000 Zuschauer waren anwesend im Estadio Santiago Bernabéu, dem Wohnzimmer
des Diktators Franco. (Zur Einordnung: das Endspiel um den Landesmeisterpokal
1957 zwischen Real Madrid und dem AC Florenz verfolgten 124.000 Zuschauer.) Das spanische Team ging durch Pereda
(Barcelona) in Führung, doch Albert konnte kurz vor Schluß ausgleichen; erst in
der 108. Minute gelang der Siegtreffer durch Amancio von Real Madrid.
Im Finale musste der natürlich anwesende
Diktator Franco zwei Kröten schlucken: der Gegner hieß UdSSR und eine
sowjetische Fahne hing 90 Minuten lang vor seinen Augen gegenüber der
Ehrentribüne und wieder standen nur zwei Akteure seines Lieblingsclubs Real
Madrid auf dem Feld. Diesmal waren 79.7000
Zuschauer anwesend, damit waren aber nur die aufgelistet, die auch ein Ticket
erworben hatten; inoffiziellen Angaben zufolge sollen bis zu 130.000 Menschen
anwesend gewesen sein.
Die Spanier gingen in der 5. Minute durch
Pereda in Führung, doch Chussainow schaffte im Gegenzug quasi den Ausgleich und
es sollte bis zur 85. Minute dauern, bis Martinez von Real Saragossa den
Siegtreffer erzielte. Mit den Spaniern hatte selbst nach Meinung des russischen
Trainers die bessere, schneller und modernere Mannschaft gewonnen.
Zum ersten Mal trat die Seleccion aus dem
Schatten der großen Vereine heraus, was in der regimefreundlichen Presse
geradezu überschwänglich bejubelt wurde: auf einem Cartoon der Zeitung ABC
beglückwünschte der Diktator die Europameister mit den Worten: „Sie und ich
haben sich als Sieger erwiesen. Wir haben beide die Roten geschlagen!“ In einem Kommentar stand in dem selben Blatt,
die Begeisterung im Stadion und auf den Straßen Madrids seien Ausdruck des
größten Enthusiasmus, den das Volk dem Staat, der aus dem Sieg über den Kommunismus
hervorging, in diesem Vierteljahrhundert entgegengebracht hatte.
Sonstigen Enthusiasmus brachte das
spanische Volk den Bezwingern des Kommunismus wohl scheinbar nicht entgegen;
der Nationalmannschaft bald auch nicht mehr, denn die Leistungen nach dem
Titelgewinn waren alles andere als herausragend.
Im Jahr nach dem Titelgewinn verhängte der
spanische Verband einen Importstop für ausländische Kicker und ließ wie schon
1964 nur noch Spieler in der Nationalmannschaft zu, die auch in Spanien geboren
waren, was zur Folge hatte, daß der spanische Vereinsfußball im Mittelmaß
versank und auch die Nationalmannschaft keine zählbaren Erfolge mehr aufweisen
konnte.
Letzteres sollte aber weniger an dem
Importstop (der 1973 aufgehoben wurde und sich Barcelona die Dienste von Johan
Cruyff sicherte) liegen, als daran, daß Spanien politisch noch immer ein
zerrissenes Land war und viele der Besten nicht für „ihr Land“ antraten oder,
wenn sie das taten, die Mannschaft kein Team war.
Bezeichnend hierfür ist vielleicht das
Qualifikationsspiel am 12.10.1975 gegen Dänemark, das Spanien die
Viertelfinalteilnahme zur Euro 1976 sicherte. Nur knapp 7.000 Zuschauer wollten
das Spiel in Barcelona sehen und nach dem Spiel war alles totenstill. Acht Tage
später waren Barcelonas Straßen voll von feiernden und jubelnden Menschen, die
tanzten und sangen. Diktator Franco war gestorben!!!
Frankreich unterlag im Viertelfinale dann
Deutschland – Torhüter damals war Miguel Angel von Real Madrid; einer der
besten seines Fachs, leider mit einer schwachen Mannschaft ausgestattet, ihm
folgten in der Tradition von Iribar erst Arconada und dann Andoni Zubizarreta,
alles jeweils Basken, weil die Topvereine zumeist Ausländer als Keeper unter
Vertrag hatten.
Die WM 1082 im eigenen Land, bei der noch
Arconada im Tor stand, geriet quasi zum
Debakel für das Gastgeberland: in der ersten Runde ein 1:1 gegen Honduras, ein 2:1 gegen Jugoslawien und ein 0:1 gegen die Nordiren reichten so grad mal – in der 2. Finalrunde gab es ein 1:2 gegen Deutschland und ein 0:0 gegen England.
Debakel für das Gastgeberland: in der ersten Runde ein 1:1 gegen Honduras, ein 2:1 gegen Jugoslawien und ein 0:1 gegen die Nordiren reichten so grad mal – in der 2. Finalrunde gab es ein 1:2 gegen Deutschland und ein 0:0 gegen England.
Raus beim Turnier im eigenen Land mit einer
blutleeren Mannschaft.
Danach war immer das Viertelfinale das
Maximum aller Gefühle bei allen Turnieren, obwohl sich eine neue Generation von
Spielern heranbildete.
Nachfolger des großen Zubizarreta wurde Santiago Canizares aus der Jugend von Real Madrid, der jedoch seine großen Tage beim FC Valencia erlebte; sein Nachfolger wurde Iker Casillas ab 2000 als Stammkeeper, einer der U20-Weltmeister Spaniens 1999.
Nachfolger des großen Zubizarreta wurde Santiago Canizares aus der Jugend von Real Madrid, der jedoch seine großen Tage beim FC Valencia erlebte; sein Nachfolger wurde Iker Casillas ab 2000 als Stammkeeper, einer der U20-Weltmeister Spaniens 1999.
Casillas ist vielleicht eines der
Sinnbilder für die neue spanische Mannschaft.
Zwar dauerte die Erneuerung lange, doch
dann trug sie endlich Früchte.
Vielleicht brauchte es die lange Phase für eine Versöhnung zwischen den Landesteilen, vor allem zwischen Kastilien (Real Madrid) und Katalonien, daß sich Energien in den Köpfen der Spieler auch für die Nationalmannschaft bündelten.
Vielleicht brauchte es die lange Phase für eine Versöhnung zwischen den Landesteilen, vor allem zwischen Kastilien (Real Madrid) und Katalonien, daß sich Energien in den Köpfen der Spieler auch für die Nationalmannschaft bündelten.
Beim EM Gewinn war kein Spieler mehr im
Kader, der noch zu Zeiten der Franco Diktatur geboren worden war; ein Großteil
der Spieler war in den Jugendakademien von Real oder Barcelona ausgebildet
worden und inzwischen suchte die neue Generation von Spielern nicht mehr nur
den sicheren Verdienst in der spanischen Liga, sondern auch die Erfahrung des
Spiels im Ausland.
Was in den 60er Jahren Italien war, das
spanischen Spielern Härte und Defensive lehrte und so zum Titelgewinn 1964
mithalf, war in den 2000ern vor allem England:
Reina, Arbeloa, Xabi Alonso und Fernando Torres verdienten 2008 ihr Geld in Liverpool, Cesc Fabregas bei Arsenal London.
Reina, Arbeloa, Xabi Alonso und Fernando Torres verdienten 2008 ihr Geld in Liverpool, Cesc Fabregas bei Arsenal London.
Inzwischen sind die meisten wieder zurück
gekehrt nach Spanien, nur noch Torres verdingt sich beim FC Chelsea, aber
ebenda spielt Mata – die zwei wissen also, wie man Champions League gewinnt -
und mit David Silva haben sie jemanden im Kader, der weiß, wie man mit Man City
englischer Meister wird.
Spanien ist im Konzert der ganz Großen
angekommen und wird sich aus dem Saal wohl auch nicht mehr so schnell
verabschieden.
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