Montag, 9. Mai 2016

ALLES BAUCH


ich hatte ja gesagt, ich muß nochmal nach hamm, also zu hamm 02...
bei meinem besuch im juli gab's ja nur ein sehr eingeschränktes catering-programm - nur pferdebockwurst und auch fußballerisch war das dermaßene magerkost, daß ich nach einer halbzeit gegangen bin, als es anfing zu regnen und der letzte bus fuhr (was grundsätzlich albern ist, da ich von dort aus auch laufen kann (aber wie gesagt...es tröpfelte...und manchmal bin ich um halb neun abends auch ein mädchen)
da mein tapferer begleiter ebenfalls noch nie am helene-fischer-platz gewesen war, kann man da ja mal morgens in der sonne rumstehen.
wenn man sich herrn fischer nähert, dann fällt als erstes dieser riesige schulbau von herrn schumacher auf, die osterbrookschule...man kriegt ja fast ein deja vu, denn knapp 200 hausnummern weiter westlich liegt ja noch so ein schicker backsteinklotz - heute staatliche handelsschule und wirtschaftsgymnasium. 
wenn man bedenkt, daß beide bauten 1928 und 1929 im rahmen eines schulbauprogramms geschaffen wurden als "ganz normale" schulen, kann man wohl ungefähr ermessen, wie bevölkert das hier einstmals gewesen sein muß, bevor die operation gomorrha alles in klump und asche gebombt hatte.
wobei...wenn wir hier von HAMM reden, muß man, wie es heute die eiffestrasse tut, ganz klar trennen - nördlich davon ist der alte villenvorort hamburgs (weil blankenese ja damals noch dänisch war) - einen stadtcharakter bekam der ort erst so langsam nach dem großen brand und nach der auflösung der gängeviertel, aber hamm-nord war immer der bürgerliche teil.
hamm-süd hingegen war bis zur jahrhundertwende mehr oder weniger sumpfiges marschland, das durch die anlage von kanälen entwässert wurde, weil die stadt dringend bauland brauchte - ab 1906 wurde sand aus den boberger dünen herangeschafft, um das land fünf meter anzuheben. 
auf der so enstandenen "osterbrook-insel" (wobei, ist ja ansich doppelt gemoppelt...brook heißt ja auch sowas wie insel) wurden dann vor allem mietskasernen gebaut, meist die sogenannten "schlitzbauten" (benannt nach den "großzügigen" fensteröffnungen", um die innenstadt nach der großen choleraepedemie von 1894 zu entvölkern.
hamm-süd war immer der proletarische teil von hamm...OFFIZIELL gibt es seit 2010 die alte unterteilung in hamm-nord, -mitte und -süd nicht mehr...inoffiziell kann man wohl inzischen wieder die alte unterteilung aus den 20er jahren nehmen...alles auf dem geestrücken nördlich der eiffestraße ist "oberhamm", alles auf der marsch südlich davon ist "unterhamm"...immerhin sind das fast 15 meter höhenunterschied!!! (welten in hamburg!!!)...und während in oberhamm inzwischen die immobilenpreise steigen und steigen, weil die bürgerliche mitte den backsteincharme des wilden ostens neu entdeckt, schlummert unterhamm noch in seinen dornröschenschlaf...weiß nicht, ob die menschen darauf warten, daß auch sie "entdeckt werden" - erste anzeichen des abschieds vom backsteincharakter durch SUV-taugliche garagen mit angeschlossenen eigentumswohnungspalästen (herr schumacher würde im grabe rotieren angesichts der architektonischen verfehlungen in ockergelb) gibt's bereits. 
man mag ermessen, was der krieg mit diesem viertel angericht hat, wenn man sich vergegenwärtigt, daß hamm 1939 über 90.000 einwohner hatte, davon etwa 60% in unterhamm - 1995 waren es 36.500 einwohner...davon waren es in unterhamm nur noch knapp ZEHN prozent (3.400!!!)
der verein ansich ist 1902 entstanden als fusion des fsv hamm von 1896 und der freien turner hamm...hieß bis 1968 noch FTSV hamm, will sagen, die unterhammer waren teil der verpönten arbeitersportbewegung - durften erst nach 1919 die turnhallen der schulen nutzen und erst 1932 bekam man seinen eigenen platz - den ernst-fischer-SPIELEPLATZ (nicht!!! sportplatz).
wird sich herr ernst august wilhelm fischer sicher gefreut haben, denn der platz wurde an seinem 70sten geburtstag eingeweiht...der gute mann arbeitete mit pastor clemens schulz in der jugendpflege, hielt seit 1914 vorträge an den hochschulen hamburgs über sport- und jugendpflege und war der erste kreisspielewart und erster spielewart des deutschen turnerbundes. 
1933 war dann nach der machtergreifung durch die nazis - logischerweise - alles schon wieder vorbei...der verein wurde verboten, das vermögen (incl. des vereinsklaviers!) eingezogen, die plätze konfisziert.
dauerte bis 1947, bis man den platz soweit wiederhergestellt hatte, daß dort erneut fußball gespielt werden konnte, noch unter dem alten namen, aber der arbeitersport war in der BRD nicht mehr wiederzubeleben...im normalen fußball haben es die unterhammer nicht zu großartigen leistungen gebracht.
immer mal wieder taucht der verein in der bezirksliga auf, hat sich in den 90ern mal fünf jahre am stück dort halten können, aber die heimat ist eher die kreisliga und dort auch eher das mittelfeld.
"der platz hier bringt uns um" sagte der freundliche betreuer beim ersten kaffee: "uns laufen die mitglieder weg...überall werden kunstrasenplätze gebaut, da melden die mütter ihre kinder nicht mehr in vereinen an, wo die lütten jeden sonntag mit blutigen knien nach hause kommen und auch viele spieler hauen einfach ab und spielen anderswo."
und eine perspektive für eine plastikwiese gibt es nicht...hier wären es ja gleich zwei plätze, die man umbauen müßte...zu teuer und mitte gibt ja das geld lieber für andere dinge aus - ich hatte es ja schon. 
eine neue flutlichtanlage hat man immerhin, daß wenigstens auch länger abends trainiert werden kann im frühjahr, herbst und winter. 
fände ich schade, wenn solche vereine ausbluten würden und aufgeben müßten, weil sie vielleicht nicht mehr genug spieler für eine mannschaft zusammen bekommen - zumal bei helene fischer extrem nette leute sind...einfach und bodenständig und vor allem ist da sonntags morgens um elf auch schon der grill angeworfen (gut...economy senf und die wurst war ausbaufähig, aber immerhin...besser als osdorf war sie allemal...aber kein nacksteak, leider)
und immerhin...hamm hatte seine 16 spieler zusammen, auch wenn es um nicht mehr wirklich etwas ging...kreisliga platz 8, der gegner neunter - da geht es genau genommen um rein GAR NICHTS mehr.
höchstes engagement allein schon beim warmmachen...ein schlecht gezirkelter eckball ging durch die geöffnete tür des versammlungsraumes und erlegte zwei pokale auf der fensterbank...und das, wo es doch bei dem platz und den temperaturen auch ein naki-aufwärmen getan hätte - oder, wie herr reimers (der torwart) es ausdrückte: "warmmachen...ich brauch mir nur den pulli auszuziehen und mich auf den platz legen...werd ich auch warm"
zeit dazu hätte er zwischenzeitlich während des spiels gehabt, denn so viel gelegenheit zur arbeit hatte er nicht...wenn man denkt: achter gegen neunter, ein duell auf augenhöhe - fehlanzeige.
der gegner, die schwarzen panther aus eißendorf, ableger eines protugiesischen kulturvereins, waren unterhamm in allen belangen unterlegen...sie hatten zwar fast alle die wohlklingenderen namen...hätte ein stadionsprecher die aufstellungen verlesen müssen, hätte er ne halbe stunde gebraucht, den schicksten jedoch hatte unterhamms 25er: ELLIOT SCHADEN GENANNT RICHTER...und herr richter richtete mächtig schaden an...nach 22 minuten war das spiel ansich schon durch, weil er zweimal genetzt hatte.
sechs minuten später ließ er denn auch mal jemand anders ran...zweimal versuchte dann der schiedsrichter, den panthern zu helfen...herr reimers hatte einem gegner den ball an der eckfahne abegelaufen und beförderte ihn ins aus...der assi hatte nix gesehen, der schiri konnte nix gesehen haben außer dem breiten kreuz des keepers, nur ganz portugal schrie HAND!!!
grmbl...freistoß auf zuruf...und als herr reimers sich (zu recht) beschwerte: "DAS WAR ALLES BAUCH!!!", fing er sich auch noch gelb ein.

aber ja...das mit dem bauch hatte seine berechtigung...herr reimers hat einiges an oberfläche, die erwärmt werden müßte von der sonne...aber der ist verdammt fix und ein echter flieger...neben dem schadensrichter der zweite herausragende spieler bei den unterhammern.
die panther wechselten schon zweimal vor der pause, das schien ETWAS mehr stabilität zu bringen...unterhamm ließ es allerdings auch wegen der temperaturen und des spielstandes etwas schleifen...in der 65sten minute half der schiri dann das zweite mal, hatte sich in der pause ein käppi gegen die sonne besorgt und aufgesetzt, um sich nicht die lockenpracht zu versengen (schiri mit mütze...auch eine premiere)...vielleicht war es die kopfbedeckung, die ihn als einzigen etwas sehen ließ, wofür es elfmeter geben konnte.
sogar die portugiesen waren etwas verdutzt bei dem pfiff, nahmen das geschenk allerdings dankbar an...diesmal hatte herr reimers keine chance.
die freude währte allerdings nur zwei minuten, dann beschloß herr kirbas, toretechnisch mit dem schadensrichter gleichzuziehen - durften sich in der folgezeit noch zwei andere in die torschützenliste eintragen...dem armen georgios daftsios (klingt jetzt mal nicht so portugiesisch) flogen die bälle nur so um die ohren...zu halten hatte er ansich fast nix - entweder waren die schüsse knapp vorbei oder eben drin - ganz zum schluß durfte sich denn herr richter nochmal in die torschützenliste eintragen.
acht tore für zwei euro eintritt...zahl ich gerne...hat auch echt spaß gemacht.
das ist so von den plätzen bei mir in der ecke - neben dem quellenweg - der netteste...kann man einfach auch mal so hin, wenn man fußball gucken will, wenn nix ansteht sonst auf anderen äckern und wiesen.
HUNDE hatten wir keine...also muß ich wahrscheinlich nochmal hin...














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