Ich will kurz etwas über ein menschliches Körperteil schreiben,
das häufig eher sträflich behandelt wird und meist ein abgeschiedenes
eingesperrtes Dasein in dunklen Käfigen fristet.
Jeder Mensch hat normalerweise sogar zwei davon: FÜßE.
Die guten Stücke haben es ansich gar nicht verdient, schlecht behandelt
zu werden, schließlich haben sie die Aufgabe, uns durch einen Großteil
unseres Lebens zu tragen.
Dafür hat sich die Natur ein ziemlich beeindruckendes Konstrukt einfallen
lassen - der menschliche Fuß hat 26 Knochen (ein Viertel aller
menschlichen Knochen), 27 Gelenke, 32 Muskeln und Sehnen, die die
Aufgabe haben, daß der Fuß als Stoßdämpfer für den restlichen Körper
fungieren kann - eine ziemliche Last.
Und im Laufe eines durchschnittlichen Lebens tragen uns unsere Füße in
etwa dreimal um den Erdball.
Dazu kommen 107 Bänder, dazu noch etwa 200.000 Nervenenden und
Rezeptoren.
Und letztere leiten ganz viele Informationen an das Gehirn weiter, die Zehen
z.B. sind direkt mit unseren Sinnen verbunden, wobei der große Zeh der
wichtigste ist, denn er steuert den Gleichgewichtssinn.
Die Achillessehne (hinten an der Ferse) ist die stärkste im ganzen
Körper, weil sie quasi die gesamte Belastung vom Fuß auf die
Wadenmuskulatur zu übertragen hat.
Wer schon mal eine Fußreflexzonenmassage erlebt hat, wird schnell die
Verbindung zwischen Füßen und inneren Organen festgestellt haben.
Und wie gesagt, wir tun zumeist nichts anderes, als diese wichtigen
Körperteile in Gefängnisse zu stecken, genannt SCHUHE.
Schuhe verändern nicht nur die Füße, sondern sie beeinflussen auch
unsere gesamte Körperhaltung und falsches Schuhwerk beeinflusst die
Gesundheit unserer Füße und die Gesundheit unseres gesamten
restlichen Bewegungsapparats.
Ich behaupte mal ganz ketzerisch, Schuld an dem ganzen Dilemma ist das
Militär, schließlich waren die die ersten, die festes Schuhwerk
eingeführt hatten; dann haben sie auch noch den Marschtritt und
den Gleichschritt erfunden - und die ollen Römer haben, damit es sich
schneller marschieren läßt, auch noch die Steinstraßen eingeführt.
Durch Marschtritt und Schuhwerk treten wir zumeist zuerst mit der
Ferse auf und drücken uns dann über die Zehen ab…schaut man sich
mal den Bewegungsablauf von Naturvölkern an, hat unser
Abrollverhalten wenig mit einer natürlichen Bewegung zu tun.
Und die meisten Menschen tragen nicht nur überhaupt Schuhe,
sondern auch noch falsche, zu enge und zu alte.
Dazu kommt bei Schuhen noch der Faktor Sprengung - so bezeichnet
man die Differenz zwischen Höhe Sohle Vorfuß und Höhe Sohle Rückfuß,
also quasi der “Absatz”.
Und last but not least, der Faktor Dämpfung - weil der Boden (asphaltiert)
ist, muss ein Schuh möglichst weich sein, um die Stöße “abzufedern”
Alles das, was Schuhe machen, verhindert letztendlich, daß die Füße und
Muskeln ihre Arbeit vernünftig machen können.
Fangen wir mal mit der Achillessehne an…je höher der Absatz oder
die Sprengung, desto mehr verkürzt sie sich und auch die hintere
Wadenmuskulatur, das ganze wird noch schlimmer, wenn dazu eine
überwiegend sitzende Tätigkeit kommt.
Jedesmal, wenn ich denn von meinen Pumps in die Ballerinas umsteige,
dann dehne ich sie wieder, was die Sehne dann irgendwann als ziemlich
reizend empfindet.
Der selbe Effekt stellt sich mit sehr weichen Sohlen ein…ich sinke stark
ein und dehne die Sehne wieder stärker, als sie es gewohnt ist.
Was zur Folge hat, daß die Sehne wieder gereizt wird und sich dann
irgendwann wahrscheinlich entzündet.
Und je weicher der Schuh, desto schneller ist er auch verschlissen -
die meisten Schuhe haben eines Sohle aus Kunsststoffschaum, der
eine maximale Lebensdauer von 1000 km hat, unter der Voraussetzung,
daß ich dem Schuh 36 Stunden Pause nach dem Tragen gebe, damit der
Schaum sich regenerieren kann - hört sich jetzt viel an, ist es nicht:
Wenn ich meine empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag gehe, sind das etwa
6 - 8 km pro Tag, kann man sich hochrechnen, nach etwa einem halben,
maximal einem Jahr ist so ein weicher Schuh durchgelaufen.
Und, durch viel Absatz und viel Sprengung erhöhe ich den Druck auf die
Zehen stärker als beim normalen Abrollen, das kann im schlimmsten Fall
zu dem sogenannten Soldatenfuß führen, das ist wenn sich Haarrisse
in den Zehenknochen und Zehengrundgelenken bilden.
Was es auf jeden Fall fördert, ist daß die Zehen sich stärker auseinander
spreizen wollen, woran sie gehindert werden - zumal die meisten Schuhe
ohnehin viel zu schmal im Zehenbereich sind.
Vorne sollten die Zehen etwa 1 cm Luft haben und minimum einen halben
CM zu jeder Seite.
Folge: der Großzeh verschiebt sich irgendwann nach innen und der
Knochen wächst nach außen (der sogenannte Hallux Valgus), extrem
schmerzhafte Geschichte, die im schlimmsten Fall operiert werden muß.
So, kommen wir zum Marschtritt: die natürliche Dämpfung des Fußes
sind die Fettpolster unter der Ferse und dem Ballen und dazwischen das
Längs- und Quergewölbe.
Um das optimal nutzen zu können, müßte ich quasi den ersten
Bodenkontakt im Mittelfuß haben - hat den zweiten Vorteil, daß ich
dann das Bein nicht komplett durchgestreckt habe.
Trete ich mit der Ferse zuerst auf und kippe dann quasi auf den ganzen
Fuß, dann hab ich zum einen das Bein komplett durchgedrückt, belaste
also Knie, Hüfte und Wirbelsäule über Gebühr und ich hab in der
Standphase das Gewicht komplett auf dem Gewölbe, welches dann
irgendwann auch kapituliert - und zudem erhöhe ich durch das
“Fersenknallen” meine sogenannte Pronation.
Wenn ich natürlich abrolle, setzt der Fuß leicht außen auf und geht
dann in einem sanften S-Bogen zum Ballen zwischen dem zweiten und
dritten Zeh (wobei der Großzeh als Stabilisator wirkt)
Beim Laufen in Schuhen über die Ferse erhöhe ich die Stoßbelastung,
was der Körper dann bei dieser Pronation stärker auf die Körper-
innenseite ausgleicht - mit der Folge, daß ich meine
Innenbänder und Sprunggelenke überlaste und das Außenband
im Knie dehne (kann man sehr schön beobachten, wenn man hinter
Frauen her läuft, die diese Fell-Filzstiefel im Herbst und Winter tragen.)
Und wenn irgendwas wehtut, dann empfehlen die meisten Ärzte
denn auch noch, man solle sich noch weichere Schuhe kaufen oder
schicken einen zum Orthopäden, die einem Einlagen verschreiben oder
empfehlen einem dann zusätzlich noch Schuhe mit sogenannter
Pronationsstütze, was das Einknicken nach Innen verhindern soll.
Das Allergesündeste wäre, gar keine Schuhe zu tragen, siehe wieder
die Naturvölker, die deutlich gesündere Füße, Muskeln, Sehnen und
Gelenke (Sprung-, Knie- und Hüftgelenk) haben.
Gibt natürlich viele Argumente und Einwände gegen das Barfußlaufen.
Ja, unsere Wege: Asphalt, Steine, Scherben, das alles gibt's im
Dschungel oder in der Wüste nicht, hier kann man nicht barfuß laufen.
Nicht von der Hand zu weisen, aber man kann ja erstmal klein
anfangen und die Füße auf Gras, am Strand oder im Wald trainieren,
das weckt die Muskeln, Sehnen und Gelenke und kräftigt sie.
Und NEIN…das Argument - ich laufe ja im Sommer immer barfuß -
Flip-Flops ist nicht barfuß, zwei Zehen umklammern einen
Gummiriemen und der Rest des Fußes muß auf einem Surfbrett
balancieren…Adilette ist auch nicht barfuß, weil auch eine Adilette
Sprengung hat und in den meisten Latschen stecken so viele
Weichmacher; da nimmt man über die Fußsohle häufig Schadstoffe in
der Menge auf, die in etwa einer Schachtel Zigaretten entspricht.
Dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben, daß ich ein ausge-
sprochener Freund von Barfußschuhen bin, also Schuhen, die eine
Null-Sprengung haben, keinerlei Stützen und eine flexible Sohle in
der Dicke von 1 bis maximal 3 mm, die einfach vor Verletzungen
(Nägel, Scherben) und Temperatur (vor allem im Sommer, wenn sich
der Asphalt aufheizt) schützt.
Mir ist nach zwei Bandscheibenvorfällen und zwei Ermüdungsbrüchen
gesagt worden, ich würde nie mehr auf orthopädische Einlagen
verzichten können - das war vor vier Jahren.
Inzwischen laufe ich seit drei Jahren komplett ohne.
Wie bei allem gilt natürlich auch - die Dosis macht das Gift, bzw.
niemand schmeißt sich am ersten Tag im Fitnessstudio 120 kg
auf die Hantel.
Und auch niemand wandert - wie ich, weil ich ein Großer bin -
nach drei Tagen gleich 11 km am Stück.
Der Körper muß sich erst an die ursprüngliche Bewegungsart
gewöhnen, bis man sich das Fersenknallen abtrainiert, also die
erste Woche 30 Minuten bis maximal eine Stunde pro Tag, vielleicht
auch erst auf Kieswegen oder zu Hause in der Wohnung (oder im Büro)
und das Ganze in gemäßigtem Tempo.
Mit der Zeit verschiebt sich der Körperschwerpunkt nach vorne, was die
Knie, die Wirbelsäule und die Achillessehne entlastet.
Man merkt das spätestens, wenn man anfängt, kleinere Schritte zu
machen (nicht mehr marschiert).
Ich kann jedem nur empfehlen, das mal auszuprobieren - wer sich
nicht sicher ist, vorher mal den Arzt fragen, gilt besonders für Diabetiker,
Menschen mit sehr steifer gerader Wirbelsäule und Menschen mit
Nervenkrankheiten (wobei mir die Schuhe auch gegen meine
Polyneuropathie geholfen haben).
Al Bundy
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