Mittwoch, 15. August 2012

UNTER-NEULAND



 SV Sandhausen 1916

keine Spiele
keine Siege
kein Unentschieden
keine Niederlagen
keine Tore

Das ist nun eine echte sportliche Herausforderung, eine Statistikgeschichte über einen Verein zu schreiben, gegen den wir noch nie gespielt haben. Sandhausen betritt mit dem Aufstieg in die zweite Liga absolutes Neuland ebenso wie der VfR Aalen. Beide Vereine treten nur mit Ausnahmegenehmigung in „richtigen“ bezahlten Fußballhaus an, weil beide Vereine keine Stadien besitzen, die den Ansprüchen der DFL genügen.
In das Hardtwaldstadion (wenigstens keine „lokaler Stromversorger-Arena“) werden selbst nach dem Umbau vor dieser Saison nur 12.500 Zuschauer passen und man erreicht mal so grad eben die 10%-Quote an überdachten Sitzplätzen.
Man mag sich durchaus die berechtigte Frage stellen, was das über die Qualität der 3. Liga aussagt, wenn solche Dorfvereine (Sandhausen hat keine 15.000 Einwohner) in die zweite Liga aufsteigen können und ob das gut für die zweite Liga ist, wenn sie das denn tun. Weder Sandhausen noch Aalen werden Zuschauermagneten sein und ob die Kurpfälzer nun Stimmungsmagneten sind, wird sich auch erst noch zeigen müssen.
Sandhausen ist ein typisches Kind der Ba-Wü-Liga und führt mit 28 Jahren Ligazugehörigkeit die ewige Tabelle der Oberliga deutlich an. Regionalliga wurde in Sandhausen nur zwei Mal gespielt: 95/96, da stieg man sofort wieder ab und 2007/08, wo man Fünfter wurde und sich so zu den Gründungsmitgliedern der 3. Liga zählen kann.  In der dritten Liga wurde man nacheinander Achter, 14. 12. und dann in der letzten Saison Meister.
Der starke Mann hinter dem Verein ist Jürgen Machmeier, seit 12 Jahren Präsident und Bauunternehmer (INWO Bau GmbH, INWO-Projektgesellschaften, Machmeier Energy GmbH, R+M Facility-Management GmbH, M+M Bau GmbH und Machmeier Architektur- und Ingenieurbüro).  Lange Zeit pflegte Sandhausen auch eine Kooperation mit dem anderen „Giganten“ der Region, der TSG Hoffenheim und seinem Übervater Dietmar Hopp. Aber Hopps Ziel war langfristig die Zusammenlegung der Vereine Hoffenheim, Walldorf und Sandhausen – vielleicht würden wir dann einen SV oder FC Kurpfalz in der Bundesliga haben. Aber 2006 wollte der Hopp dem Machmeier vorschreiben, dass Sandhausen nicht in die Regionalliga aufsteigen solle, so geht die Mär – so endete die Kooperation.
Nach mehreren gescheiterten Gewaltakten mit unterschiedlichen Trainern, die den Aufstieg von der 3. in die Zweite Liga erzwingen sollten, holte man den Erfolgstrainer Gerd Dais zurück, der die Mannschaft zweimal zum Aufstieg von der Oberliga bis in die 3. Liga geführt hatte. Und dem nun dieses Kunststück erneut gelang. 
Mit welchem Geld nun der Klassenerhalt gesichert werden soll, ist ziemlich unklar.  Zu den Krösussen der Liga gehört Sandhausen mit Sicherheit nicht; man kalkuliert mit 5.000 Zuschauern (in der 3. Liga waren es im Schnitt 2.613). Der Tagesspiegel schreibt in einer Geschichte von einem Etat von 9 Mios, was man aber wohl getrost in das Reich der Legende verweisen darf; bzw. da sind wohl die Kosten für den Stadionumbau mit drin, so dass ein Etat von 4 – 5 Mois realistischer sein dürfte.
Dafür stehen aber keine „jungen hungrigen Talente aus der Region“ auf dem Platz.
Von den 26 Spielern im Kader haben neun Erfahrung in der ersten Liga sammeln können, 17 der Spieler haben bereits Zweitligaerfahrung. Und anders als in den Jahren zuvor, als mit jeder neuen Saison quasi der komplette Kader ausgetauscht wurde, hat man dieses Mal die Mannschaft nur moderat ergänzt und verstärkt – will sagen, die Truppe ist ziemlich eingespielt und erfahren.  
Und daß die Aufsteiger irgendwie immer auch als potentielle Absteiger gehandelt werden, trifft nun auch nicht gerade zu, jedenfalls nicht in der ersten Saison:
Platzierungen der 3. Liga Aufsteiger in ihrem ersten Jahr 2. Bundesliga:

2009/10

2010/11

2011/12

Fort. Düsseldorf
4
Erzgebirge Aue
5
Eintracht Braunschw.
8
SC Paderborn
5
FC Ingolstadt
14
Dynamo Dresden
9
Union Berlin
12
VfL Osnabrück
16
Hansa Rostock
18

Von neun Drittligaaufsteigern hat es nur zwei im ersten Jahr direkt wieder erwischt; sechs Vereine spielen immer immer noch zweite Liga, Düsseldorf mittlerweile sogar erste, was letztendlich für eine dritte Liga als Zwischenschritt spricht.
Und man kann nun auch nicht behaupten, daß der FC St. Pauli im Allgemeinen bzw. das Millerntor im Besonderen den Neulingen zwingend großen Schrecken einflößt.
Gerade gegen die „Kleinen“, die traditionell“ eher Mauer- denn Hurrafußball spielen, tut sich die Mannschaft eher schwer. Selbst in der Aufstiegssaison gingen vier von sechs Duellen gegen die Drittligaaufsteiger verloren, allerdings gelangen die zwei Siege auch zu Hause; auch im Jahr nach dem Erstligaabstieg war die Bilanz zwei von drei bei einem Unentschieden zu Hause – zwei Niederlagen und ein Sieg auswärts.



H
A
2009/10
Fortuna Düsseldorf
2:1
0:1

SC Paderborn
1:2
1:2

Union Berlin
3:0
1:2
2011/12
Eintracht Braunschweig
0:0
0:1

Dynamo Dresden
3:1
0:1

Hansa Rostock
3:0
3:0

Es mag von Vorteil sein, dass wir die Sandhausener noch relativ früh in der Saison haben, wenn sich die Mannschaft vielleicht noch nicht ganz an das höhere Tempo in der zweiten Liga gewöhnt hat, aber (siehe oben) die wenigsten Sandhausener betreten Neuland und allen anderen kann einer vom Millerntor berichten.
Der bekannteste Sandhausener Neuzugang ist der Ballack der 2. Liga, der aussortierte Capitano des FC St. Pauli, unser Fabio Morena (bei dem es mich immer noch wundert, daß um dessen Abgang wesentlich weniger Gewese gemacht wurde als bei manch anderem). Aber Fabio ist nicht der einzige Sandhausener, der auch mal am Millerntor seine Schuhe schnürte:
Mathias Cenci, von 2001 bis 2003 in braun-weiß, trug 2010 ein halbes Jahr lang das Leibchen des SV; Bertrand Bingana, 2003 bis 2004 vornehmlich in unserer Zwoten aktiv, spielte 2005/06 für Sandhausen.
Im Jahre 2000 trug sogar mal eine Millerntor-Legende ein halbes Jahr lang Sandhausener schwarz-weiß: der unvergleichliche Markus Toni Sailer, die weiße Feder, die 1991/92 und 1993/94 über den heiligen Rasen „schwebte“.
Bingana und Toni wird’s wohl kaum zu diesem Duell ans Millerntor ziehen, aber erweisen wir dem einen, der lange das Herz und Hirn unserer Mannschaft war, der sich immer aufgeopfert hat und in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, unsere Ehre, Achtung und Anerkennung. Er hat es verdient!!!
Wobei die Liebe natürlich nicht so weit gehen sollte wie bei Ralle, dass wir dem Verein deswegen einen oder mehrere Punkte schenken. //Fuisligo

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