Samstag, 23. August 2008

Mal wieder im Regen stehen


oder besser sitzen.  Ich hatte ja alles falsch gemacht:  ich hatte das gleiche Shirt an wie zuletzt in Mainz, ich war vor dem Spiel nicht bei Mac Donalds und bin nicht mit dem Zug gefahren, sondern mit dem Auto – und ich hatte, leicht gehandicapt, diesmal Sitzplatzkarten.  Konnte also nichts werden.  Mein Begleiter und Fahrer sah sein erstes St. Pauli Spiel und dann gleich solch eines.
Doch der Reihe nach:  Natürlich hatten wir uns auf der Fahrt noch tüchtig verfranst, weil die Beschilderung zum Ronhof ziemlich beschissen ist, mit Verlaub, und wir natürlich den Anfahrtsplan vergessen hatten.  So konnten wir erst knapp drei Minuten vor Anstoß unsere Plätze beziehen, hatten uns knapp gesetzt und eingerichtet, da waren alle Spielvorgaben schon Makulatur von wegen mal ein Spiel zu elft zu Ende bringen.  Aber Respekt, Mike Hanke und Thorsten Wohlert hatten für ihre Roten Karten jeweils fünf Spielminuten gebraucht, da hält Morena wohl mit 93 Sekunden Spieldauer einen Rekord für fast die Ewigkeit.  Dann fing es zu regnen an – auch der Sitzplatzgästeblock in Fürth hat kein Dach.  „Sitzen im Regen ist ja noch schlimmer als stehen, beim Stehen werden wenigstens die Beine nicht so nass“  meinte mitleidsvoll nach dem Spiel eine Bekannte.  Stimmt, meine Hose war heute morgen noch feucht.  In der 35. Minute, als aus dem Nieseln ein gepflegter Landregen geworden war, sind wir dann zum Fanshop-Wagen und haben uns wenigstens die St. Pauli Regenjacke gekauft ... wir bekamen die beiden letzten überhaupt.  Die Fanshop-Jungs werden wohl wie wir auf Wetter.com vertraut haben (bewölkt, 23 Grad) und sich in den Arsch gebissen haben, dass sie nicht mehr eingepackt hatten. 
Aber, 35. Minute, gutes Stichwort: die 57 Minuten in Unterzahl waren die bislang beste Saisonleistung, die Mannschaft zeigte nach der Roten Moral und kam zweimal nach einem Rückstand wieder zurück, egal sei, wie.  Hoilett durfte zwar nur 22 Minuten spielen (als linker Verteidiger???), zeigte aber, was er alles kann und trieb sich ziemlich viel vorn herum, um für Unruhe zu sorgen.  Ein Herr Ebbers blieb da eher, nennen wir es mal, unauffällig (Schnitzel war leider nicht viel besser) – und ach ja, bitte Herr Ebbers, sie spielen nicht mehr in Aachen, also bitte mal langsam weg mit den gelb schwarzen Buffern. Als sich nach 57 Minuten Meichelbeck nach einer Sense mit Rot verabschiedete, herrschte zwar numerische Gleichheit, die abgekämpften St. Paulianer wollten sich wohl aufs Kontern verlegen, überließen den Fürthern die Räume, was gründlich schief ging.  Und auch wenn das Spiel numerisch mit zehn zu zehn zu Ende ging, so waren wir doch gefühlt am Ende einer weniger ... ich war ja noch zu Regionalligazeiten ein Freund von Big Mo, aber als er dann nach dem nächsten Gegentor reinkam, war es ansich vorbei.  Es ist nicht sehr originell, Bälle von der Mittellinie auf Sako zu schlagen, der den Ball dann mit dem Hinterkopf (Anm.: der Teil des Kopfes, in dem keine Augen sind) in den „freien Raum“ befördert, vor allem den mitspielerfreien Raum, das ist Flipper oder Billard, aber kein Fußball.  Auch da kann man allerdings anmerken, St. Pauli versuchte es wenigstens, wenn auch mit relativ bescheidenen und Sako untauglichen Mitteln den Ausgleich zu erzielen, aber die Fürther hatten mit Schröck den besseren Joker, der zum 4:2 einnetzte und leider auch mit Takyi einen der besten Spieler auf dem Platz.  Das 5:2 war nur noch ein weiterer Schönheitsfleck.  Als das Spiel zu Ende war, trafen sich mein Fahrer und ich mit drei weiteren Mitgliedern der Reisegruppe Stuttgart, die wir mit den Wagen zurücknehmen sollten – in dem Moment hörte es auf zu regnen und ein wunderschöner Regenbogen zog über dem Ronhof auf.  Ich weiß nicht so recht, was ich aus dem Abend machen soll, denn so schlecht, wie es das Ergebnis vermeldet, war das Spiel nicht – es gab ebenso Lichte am Ende des Tunnels wie Tunnels am Ende des Lichts.  Moral stimmte ansich, Support war klasse und auch die Polizei und die Contros waren extrem nett und umgänglich.  Mein Fahrer und Erstlings St- Pauli Spiel Besucher fragte auf jeden Fall, wann wir denn das nächste Mal ein Spiel sehen würden.  Das Spiel verloren, aber vielleicht einen Fan gewonnen, das ist vielleicht das erfreulichste Resultat des Abends.

für alle hier, die den Regenbogen auch im Dunkeln sehen
und die Wahrheit, die im Verborgenen liegt
für alle hier, die ungesagten Worte verstehen,
für alle hier sing ich das Lied
Gruppe Wind, European Song Contest 1985 Platz 2


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