Samstag, 3. Oktober 2009

BREMEN NACHT...KEIN WINTERMÄRCHEN




DFB-Pokal:
werder bremen - FCSTP  2:1



DFB-Pokal in Bremen, gegen Werder und zwar diesmal die Erste.  Natürlich reden alle von dem legendären Ice-Bowl am Millerntor vom 2006 und von Revanche (zumindest die Bremer).  Ansonsten hatten wir im Pokal gegen Werder noch nie was gerissen, es gab nur Niederlagen.  Aber sogar mein Lieblings-Stalinist aus unserer Reisegruppe bezeichnete St. Pauli diesmal als Favorit.  Sah ich komplett anders.  Mein Gespür für Schnee sorgte für negative Vorzeichen.  Es war fürwahr ein lauer Spätsommerabend, Bremen ist eine angenehme Stadt, vor allem liegt das Stadion in einem netten Ambiente – so als würde man vom Schulterblatt plötzlich auf die AOK Arena zumarschieren können.  Der Döner beim angeblich besten Döner Bremens war allerdings ein Lachwitz (ich empfehle da immer noch den im Hauptbahnhof am hinteren Ausgang)
– die Kolonne unserer Busangereisten marschierte vorbei, in großer Gruppe mit Gesang und von diversen Lord Helmchen begleitet.  
Gästeblock im Weserstadion ist auch nett, gute Sicht von allen Plätzen, das Ganze immer noch im Umbau, was allerdings kaum störte.  Warum gab es eigentlich nur „Mesut Özil“ Hartplastikbecher zum Bier (oder Tim Borowski, der ist genauso hässlich) ... ich hätte gerne einen Thomas Schaaf Becher gehabt, aber die Menschen an den Bierständen waren ebenso gestresst wie unsensibel.  Gut, nach dem 1:2 gegen Lautern und dem ebenfalls wenig überzeugenden 3:2 in Frankfurt darf unsere Mannschaft heut mal zeigen, was in ihr steckt.  Nun, was steckt in ihr?  
Die Bremer sind irgendwie alle schneller, größer, breiter – scheinen einen ganz anderen Fitnesscoach zu haben als unsere Jungs.  Viel Bemühen, wenig Wirkung.  Und immer noch fehlt Thorandt; nein bitte, nicht zum Heilsbringer hochsterilisieren, aber ohne ihn wackelt unsere Defensive doch bedenklich und so kommt’s denn auch zum Gegentor nach einem Eckball.  Morena gegen Mertesacker ...lustiges Duell: „Ui, wer hat denn da gerade das Licht ausgemacht?“  Jaa, so dünn ist die Linie zwischen erster und zweiter Liga doch nicht ...da braucht es einen guten Tag, und den hatte St. Pauli an dem Tag nicht.  Viel Bemühen, wenig Wirkung.  Wir nähern uns der Halbzeitpause, ein Depp spricht mich von oben an, lallt mich voll. Will ich nicht hören, drehe mich wieder um. flatsch, hab ich plötzlich sein Bier über der Jacke.  Der Typ ist weg, also gut, keine Ansage, da fliegen die nächsten Bierbecher und dann geht alles ganz schnell.  Der viel beschriebene Typ im gelben Hemd, unsere Leute, die Ordner – ein Ordner liegt am Boden und dann sind plötzlich die Bullen da, Kommando Darth Vader, Knüppel und Pfeffer; Schal hoch vors Gesicht, vor mir sitzen heulende Mädels, von oben kommen immer weitere Typen, schreien, brüllen, werfen Bierbecher, dann ist alles plötzlich vorbei.  Alles sortiert sich, diskutiert noch; Scheißaktion, alle haben Recht, keiner ist Schuld und irgendwann rückt denn auch das Spiel wieder in den Mittelpunkt.  Das liegt auch an unseren Jungs, die mal wieder eine Kopfwäsche nötig gehabt zu haben schienen, um zu begreifen, worum es geht.  Druckvoll ist das Ganze, aber leider nicht wirklich effektiv.  Helmut Schulte hatte doch Schneekanonen versprochen; ich warte verzweifelt.  Bei den Bremern kommt Pizarro, der die Haare schön hat, was auch daran liegt, dass er sich die Frisur während des Aufwärmens gefühlte 250mal gerichtet hat, sogar während der Assi seine Stollen kontrolliert.  Das ist echter Erstligafußball ... eine glatte 10,0 in der B-Note.  Das Spiel wogt, wie es so schön heißt, hin und her und es folgen sieben Minuten des Glücks:  nach einer echt erstligareifen Kombination (und ein wenig Zufall) bringt Takyi die Kugel zum Ausgleich ins Bremer Tor.  Aber so richtig aus der Ruhe zu bringen sind die Bremer nicht und irgendwie sieht man in allem doch einen gewissen Klassenunterschied.  Und die Bremer hatten Eckbälle; Thorandt fehlte immer noch.  War irgendwie eine Frage der Zeit, bis es wieder bei uns klingelte.  Da konnte denn auch die totale Offensive mit einem eingewechselten Big Mo nichts mehr helfen. Tschuldigung, aber in unserer neuen Offensive wirkt der arme Kerl wie ein großer Fremdkörper ... und springen kann er immer noch nicht.  Aus und vorbei und tschüss; ich weiß nicht mal, ob ich traurig sein soll, denn so richtig gerechnet hatte ich mit einem Sieg nicht. Natürlich bin ich traurig, denn ich verliere kein Spiel gerne.  Da schmeckt auch kein Bier danach mehr, zumal es im Umfeld des Stadions eh nur Becks oder Haake Beck gab, was für mich beides wie die letzte Fußwaschung Christi schmeckt.  Gerade noch so den letzten Viehzug nach Hamburg bekommen, weil meine Mitreisenden unerklärlicherweise noch in Feierlaune waren; Hauptsache Sitzplatz. Ein Bremen-Fan fordert alle Anwesenden zum Rauchen im Zug auf, zündet sich eine Kippe an, dann gibt’s schon wieder Hauerei.  Ein Bahnbegleitungspolizist taucht auf, dann ist Ruhe.  Im Zug sagen sie durch, dass der HSV in Osnabrück verloren hat, das sorgt nochmals kurzfristig für Jubelstürme unter allen Mitreisenden.  Dann ist wieder in Hamburg sein, heim Bett schlafen, Wunden lecken.  Jetzt müssen wir im Mai nächsten Jahres doch am Millerntor unser Jubiläum feiern (103 Jahre FC St. Pauli) und nicht in Berlin.  Ist auch gut so, auch wenn’s schade ist.  Nach zwei Niederlagen in Folge kehrt nun vielleicht wieder Ruhe ein, die Euphorie ist gebremst und das Gerede vom Aufstieg hat nun wohl auch erst mal aufgehört.  Schauen wir mal; nun kommt der Herbst und dann der Winter.  Leider ist Bremen dann nicht mehr unser Gegner. 

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