Donnerstag, 2. September 2010

Ein Wiedersehen mit alten Bekannten


SC Germania Stellingen von 1919
97 Spiele
18 Siege
13 Unentschieden
66 Niederlagen
103 : 330 Tore

Einen kleinen Gruß nach Berlin und nach München! Hamburg hat wieder ein Erstliga-Stadtduell. Die Schmuddelkinder vom Kiez treten wieder gegen die Fusionisten von der Mülle an und das auch noch am Millerntor. Und obwohl die Rothosen seit ihrer Gründung 1919 immer in den jeweiligen ersten Ligen vertreten waren, was bei St. Pauli ja nun nicht immer der Fall war, gibt es keinen Verein, gegen den die Männer vom Kiez so viel Pflichtspiele ausgetragen haben. ACHTUNDDREISSIG Jahre ist es nun her, dass letztmals ein Pflichtspiel zwischen St. Pauli und Germania am Millerntor stattgefunden hat. Das war damals der Ligapokal, den der DFB ausspielen ließ, um die Pause, die durch die olympischen Spiele entstanden war, zu überbrücken. Eine 1:4 Klatsche setzte es damals. Sämtliche Bundesligaduelle danach waren Pseudo-Heimspiele, da sie allesamt im Volxpark-Stadion ausgetragen wurden; letztmalig im April 2002, teilweise aus Sicherheitsgründen, teilweise, weil der Verein sich von dem Umzug höhere Einnahmen versprach. Sportlich haben die Umzüge der Mannschaft regelmäßig geschadet. 33 Jahre liegt der letzte Sieg des FC zurück, sieht man mal von den Duellen gegen die HSV Zweitverwertung zu Regionalligazeiten ab.  Am 03.09.77 schossen Gerber und Kulka die zwei Tore zum einzigen Bundesligaerfolg gegen Germania und machten St. Pauli somit zum Europapokal-der-Pokalsieger-Besieger. In den Reihen des HSV damals noch die Herren Nogly und Reimann, der eine lief später als Spieler für den FC auf, der andere saß auf der Trainerbank. Das war’s denn allerdings auch mit positiven Ergebnissen zu Bundesligazeiten. Dann muss man lange zurückblättern, um überhaupt einen Sieg des FC vermelden zu können – ist leider so, die Derbys waren zumeist eine klare Angelegenheit. Nicht nur, dass St. Pauli die meisten Spiele verlor, allzu häufig setzte es auch richtige Klatschen.
Gegen die Vorgängervereine Falke (3-2-2) und Germania (1-0-0) hat St. Pauli sogar eine positive Bilanz Das erste Tor gegen den HSV gelang den St. Paulianern 1923, vorher hatte man allerdings schon in fünf Spielen 29 Gegentore bezogen. Am 19.10.1930 gelang St. Pauli im 15. Pflichtspiel der erste Sieg; Oscar „Oschi“ Stamer hieß der Schütze des Siegtores zum 1:0, das die Mannen in Braun mit nur zehn Mann verteidigten; Klages hatte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit so schwer verletzt, dass er nicht mehr weiterspielen konnte – und ausgewechselt werden durfte damals ja noch nicht. Auch das Rückspiel am 21.12.1930 konnte St. Pauli mit 2:1 gewinnen; ein ganz seltenes Phänomen; dass den Braun-Weißen in einer Saison zwei Siege gegen den „großen“ HSV gelangen. Das sollte nach dieser Saison nur noch drei Mal passieren: 1948/49 (2:1 / 2:0), 1950/51 (5:0 / 3:0) und 1953/54 (3:0 / 2:0). Und damit hätten wir es denn auch schon fast mit den Siegen des magischen FC gegen den Stadtrivalen von der Mülle. An den letzten Sieg am Millerntor werden sich wohl nur wohl wenige erinnern können, denn der datiert vom 14.02.1960 – Schildt, Osterhoff, Bergeest und Haecks hießen damals die Torschützen; Uwe Seeler markierte den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer zum 1:3. Das 5:0 aus der Saison 50/51 kann man vielleicht als den höchsten Sieg für St. Pauli werten – zwar gibt es noch einen höheren, ein 8:1 – doch das war 1943 und zu Kriegszeiten war es oftmals Zufall, welche Spieler gerade Urlaub hatten oder als Gastspieler aufliefen. Selbiges gilt sicher auch für die 1:10 Niederlage des FC aus dem Jahre 1940. Zu Buche stehen allerdings gleich mehrere 0:9 Klatschen gegen den HSV, die letzte aus der Saison 1956/57. Wo ich aber Don Emilio Schildt erwähnt hatte – der war einer der ersten, der den Sprung vom HSV zu St. Pauli wagte; als erster HSV Spieler schloss sich ein Herr namens Drey 1919 dem FC an, von weiteren sportlichen Höchstleistungen dieses Mannes ist allerdings nichts überliefert. Zu früheren Zeiten, als es noch nicht die große Rivalität zwischen den Vereinen gab, waren Wechsel auch zwischen St. Pauli und dem HSV wohl auch eher normal und keine Frage, die ins Ideologische ging.

Spieler des FC St. Pauli, die vom HSV kamen (incl. 2ter Mannschaft und Jugend)


von bis
Siegfried Beyer
1971 – 1973
Bertrand Jules Bingana
2003 – 2004
Heinz Bollow
1980 – 1981
Uwe Bonik
1983 – 1985
Holger Brockmöller
1973 – 1974
Drey
1919 - ???
Frank Dröge
1996 – 2001
2002 – 2006
Jens Duve
1986 – 1990
Reinhold Ertel
1952 – 1953
Torsten Fröhling
1991 – 1997
André Golke
1983 – 1991
Peter Günter
1981 – 1983
Horst Dieter Hamann
1982 – 1984
Thomas Hinz
1982 – 1986
Christian Hofmeister
1984 – 1985
Ian Paul Joy
2005 - 2008
Wolfgang Kampf
1973 – 1976
Ronald Karp
1978 – 1981
Jochen Kientz
2001 – 2002
Herbert Liedtke
1969 – 1971
Reinhard Löffler
1968 – 1973
Michael Mason
1997 – 1999
Alex Meier
2001 – 2003
Marc Nielsen
2004 – 2005
Andreas Reincke
1993 – 1994
Daniel Sager
1999 – 2004
Emil Schildt
1956 – 1961
Ömer Sismanoglu
2007 – 2009
Stefan Studer
1982 – 1985 
1986 - 1988
Charles Takyi
2006 – 2008
ab 2009
Marek Trejgis
1999 – 2001
Manfred Waack
1969 – 1973
1974 – 1976
Klaus Winkler
1977 – 1978

Der wohl umstrittenste Wechsel war der Umweg des heutigen Schalker Co-Trainers Bernd H. aus Würzburg. Von 1991 bis 1995 hatte er das braun weiße Laibchen getragen, um dann das Millerntor Richtung Betzenberg zu verlassen...was allein ja schon an Blasphemie grenzt. Der Autor kann sich noch an das Stuttgarter Weindorf erinnern auf dem Rathausmarkt, als Bernd H. weinselig von der schönsten Stadt Deutschlands schwärmte, die er nur ungern verlassen wollte. Naja, ob er wirklich umgezogen ist, denn schon zum Hamburger Hallenturnier, dem Ratsherrn-Cup, lief er wieder in Hamburg auf, allerdings in roter Hose und weißem Laibchen mit der Raute auf dem Herzen und Ho-Ho-Hochverrat sang das ganze Publikum in braun-weiß. Hoffen wir mal, dass das diesmal etwas entspannter wird, denn bei allem Witz – die Stadt verträgt zwei Bundesligisten und jeder sollte sich freuen auf das, was München und Berlin schon so lange abgeht 

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