Sonntag, 7. August 2011

Eine Geschichte mit vielen Abschieden


MSV Duisburg
16 Spiele
5 Siege
3 Unentschieden
8 Niederlagen
22 : 25 Tore 

Eine neue Bescheidenheit hat Einzug gehalten an der Wedau. Oder soll man es Einkehr des Realismus nennen. Einen Platz im oberen Tabellendrittel gibt Zampano Milan Sasic als Saisonziel aus, wohl wissend, dass jener zwei Plätze besser wäre als das Ergebnis der letzten Saison, die ihr Highlight im Erreichen des Pokalfinales hatte und ihren finalen Tiefschlag im Ergebnis eben jenes Endspiels. Immer wieder war in Duisburg in der Vergangenheit jenes Phänomen der „Kölner Lücke“ zu beobachten gewesen, was vielleicht immer noch daher resultiert, dass die Meidericher 1964 erster Bundesliga-Vizemeister waren und irgendwer in Duisburg immer vermeinte, vermelden zu müssen, dass dieser Verein zu etwas Höherem berufen sei als zu dem, was er ist: Wanderer zwischen den Ligen und eine irgendwie immer graue Maus, egal in welcher Liga, was ich nicht mal negativ meine. St. Pauli hat halt in Volker Ippig eine Ikone, Duisburg hat Bernhard Dietz. Tja, vielleicht back to the Dietz, Baby.
Die sogenannte „Kölner Lücke“, definiert als das Loch, das stets zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft, scheint inzwischen in Duisburg etwas geschrumpft. Was allerdings nicht daran liegt, dass sich die Wirklichkeit geändert hat, sondern vielleicht daran, dass man die Ansprüche korrigiert hat, und zwar nach unten. Vom Thema „Direkter Wiederaufstieg“ (den man dreimal in Folge um Längen verfehlt hatte), hatte man sich 2010 getrennt und einen Dreijahresplan verabschiedet, nachdem zunächst vom Aufbau einer neuen Mannschaft und vom Wiederaufstieg am Ende der Saison 2012/13 die Rede war. Verabschiedet hat sich im Oktober 2010 auch der allmächtige Präsident Walter Hellmich, der seit 2002 die Geschicke des Clubs geleitet hatte, der allerdings immer noch über die Hellmich-Marketing die Fäden im Hintergrund zieht. Mit dem Rückzug von Hellmich musste sich der Verein allerdings auch von den ganz großen Finanzzuwendungen des Mäzens verabschieden. Verabschiedet hat sich inzwischen auch einer der Macher des Dreijahresplans, der Sportdirektor Bruno Hübner, in Richtung Riederwald. Womit auch der Dreijahresplan ansich Makulatur ist,  sah der doch vor, wie beim FC St. Pauli mit jungen Talenten auf Leihbasis zu arbeiten. Denn die meisten Entliehenen haben den Verein wieder verlassen und was nachgeholt wurde, fällt zumeist unter die Rubrik „gestandene ablösefreie Profis“. Von den 15 Neuverpflichtungen sind nur drei Leihgeschäfte, haben zehn Spieler bereits Erstligaerfahrung und die meisten wurden mit längerfristigen Verträgen ausgestattet. In dem Ruf, ein großer Talentförderer zu sein, stand Milan Sasic, soweit mir bekannt ist, noch nie. Ihm haftet eher das Image eines Retters an; vielleicht so was wie eine Mischung aus dem Ede Geyer des Westens und dem Aleksandar Ristic der Neuzeit – ohne Sächsisch und Hustenbonbons.
Die Meidericher haben eine ebenso wechselvolle Geschichte hinter sich wie auch unser Stadtteilverein, was das „Ligajumping“ der Vorbundesligazeiten anbelangt.  In der Bundesligazeit schien sich sowas wie Kontinuität – wenn auch auf niedrigem Niveau – einzustellen; man hielt die 1. Liga bis 1982.  Danach ging es zeitweise sogar runter bis in die Oberliga, bis es 1991 mal wieder ein Bundesliga-Gastspiel gab; es folgten bis 2008 fünf Abstiege und vier Aufstiege, dabei blieb man längstens vier Jahre in der Eliteklasse (96 – 2000).  Also reden wir hier vom Duell zweier Fahrstuhlmannschaften, so nimmt es kein Wunder, dass sich die Mannschaften in beiden Ligen begegnet sind: vier Duelle 1. Bundesliga und zwölf in der 2..  Dabei gab es in der Bundesliga fast nichts für uns zu erben – kein Sieg, drei Niederlagen, ein Unentschieden.  Im Unterhaus sieht unsere Bilanz etwas besser aus: fünf Siege, fünf Niederlagen, zwei Unentschieden. Die Heimbilanz gegen die Zebras ist auch eher durchwachsen, drei Siege, drei Unentschieden, zwei Niederlagen; wobei die Ergebnisse der letzten zwei Jahre(08/09 – 09/10) am Millerntor jeweils 2:2 lauteten. Beim letzten Aufeinandertreffen schossen Bruns und Takyi die Tore für uns und vielleicht sollten sie sich das Video mal wieder ansehen. Beim Rückspiel schossen mit Naki und Ebbers zwei Spieler die Treffer zum 2:0, die leider diesmal wohl nicht dabei sein können werden. Herr Ebbers hatte im Übrigen 2002 das Tor zum letzten Duisburger Sieg gegen St. Pauli geschossen, damals noch als Zebra.
Wie Ebbers trug auch Stefan Blank gern gestreifte Trikots, War St. Paulianer, Aachener und landete2006 bei Duisburg, musste dort 2008 seine Karriere allerdings verletzungsbedingt beenden. Neben diesen sind schon einige Spieler für beide Vereine aufgelaufen: Marin (97) und Puschmann ein Jahr später kamen direkt von der Wedau. Dann hätten wir noch Holger Wehlage (99 – 01 bei St. Pauli – 04/05 beim MSV) und Marko „Susi“ Gruszka (2000 – 2002 beim MSV, 2003/04 bei uns).  Vergessen wollen wir auch nicht die Trainer: Zapf Gebhardt hatte von 1950 bis 1953 am Millerntor gespielt und trainierte 68 – 70 den MSV, Seppo Eichkorn versuchte sich dort zweimal (03.00 – 06.00 / 10.00 – 05.01) und das Ex-St. Pauli Jugend-Talent Norbert Meier drückte von Januar 2003 bis zum Dezember 2005 die Wedauer Trainerbank, bis er den Kölner Spieler Albert Streit mit einem Kopfballpendel verwechselte und entlassen wurde. Naja, den sehen wir dann im Oktober wieder. Auf einen weiteren ehemaligen „Publikumsliebling“ vom Millerntor werden wir noch ein wenig länger warten müssen: Filip Trojan war letzte Saison ein Zebra und zog es nun vor, sowohl Duisburg als auch Mainz in Richtung Dresden zu verlassen.  

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