Samstag, 18. Februar 2012

die geschichte von hainrich dem hirsch


TSV Eintracht Braunschweig
48 Spiele
23 Sieg
7 Unentschieden
18 Niederlagen
85:71 Tore

Die Eintracht passt ja ansich nach Braunschweig wie Arsch auf Eimer. Trotziger Welfenstolz, das grandiose Ringen um die Spitzenmacht, die Ästhetik tragischen Scheiterns und das Träumen von einstigem Glanz und einstiger Größe. So prangt denn der rote Löwe der Welfen auf dem Trikot der Braunschweiger, tat es einst und tut es wieder und hat somit den Wolfenbüttler Hirsch eines alkoholhaltigen Klebstoffgetränks wieder abgelöst. Das war damals, 1973, als der Likörfabrikant und einstige Eintracht-Präsident Günter Mast die schleichende Trikotwerbung einführte und den Verein in „Jägermeister Braunschweig“ umbenennen wollte, ein großer Aufreger und vielleicht (neben der Verpflichtung von Real Madrid Star Paul Breitner 1977) das letzte Mal, dass sich die Braunschweiger ins Gedächtnis Fußballdeutschlands rückten. Die letzten Anflüge welfischen Größenwahns. Schon 1966 hatte die FAZ geunkt: „die Gefahr, dass die Hanse der Bundesliga-Städte als nächsten Fremdkörper die biederen Braunschweiger abstößt, lässt sich nicht von der Hand weisen. Ihr Ausscheiden käme einer folgerichtigen Begradigung der geographischen und wirtschaftlichen Bundesliga- Grenzen gleich.“ Und dann wurden jene biederen Braunschweiger 1967 auch noch deutscher Meister, wohl einer ungeliebtesten der Bundesliga-Geschichte. Dabei waren die Braunschweiger noch 1963 eines der 16 DFB-Darlinge, gewannen damals das größte Duell gegen St. Pauli und andere. Die Braunschweiger nämlich und nicht der FC St. Pauli und nicht der VfL Osnabrück wurden im Frühjahr 1963 Gründungsmitglieder der neu geschaffenen Fußball Bundesliga. Wie genau das Geschachere damals ablief, ist heute noch nicht genau geklärt – legt man jedoch die DFB-Regularien, nach denen damals entschieden wurde (und die jeweils zur Begründung der Einzelfälle geändert wurden) zu Grunde, so hätten die Braunschweiger ansich nicht dabei sein dürfen, sondern eben St. Pauli oder der VfL Osnabrück. Die ersten zehn Obeliga-Jahre waren Spiele gegen Braunschweig für St. Pauli ansich auch immer eine Bank. Erst danach folgte eine Periode der Stärke bei der Eintracht, die dann leider bei der Berechnung des Koeffizienten für die Bundesliga-Teilnahme den Ausschlag gab. Aber wie gesagt, der DFB bog sich’s hin, wie er es wollte – es war eine politische Entscheidung, dass man keine zwei Vereine aus einer Stadt haben wollte und dass man die Randgebiete wohl aufwerten wollte. Der Kommentar der FAZ zeigte allerdings, dass man diese Entscheidung bald wieder bereuen sollte.  Aber die Löwen sollten sich als relativ unbeugsam erweisen. 1974 ging es das erste Mal runter, aber dieser Unfall konnte nach einer Saison repariert werden…damals setzte es für St. Pauli eine böse 1:7 Klatsche. Bei St. Paulis erstem Bundesliga-Abenteuer waren denn beide Vereine mal wieder erstklassig. Die Löwen gewannen beide Duelle; 2:0 zu Hause und 1:0 am Millerntor. Danach begannen für beide Mannschaften wechselvolle Jahre. 86/87 – 91/92 und 92/93 duellierte man sich noch mal in der 2. Liga, bevor die Welfen für neun Jahre in der Versenkung der Dritt- oder Viertklassigkeit verschwanden. 2002, St. Pauli war gerade aus der Bundesliga abgestiegen, stiegen die Braunschweiger wieder auf. Nach drei Klatschen in Folge zum Start war Didi Demuth weg, Piepel übernahm die Mannschaft und am 4. Spieltag war die Eintracht das Opfer einer Trotzreaktion: zweimal Alex Meier, zweimal Stani (!), zweimal Ofodile und Chen Yang schossen die sieben Tore am Millerntor zum höchsten Heimsieg St. Paulis seit 28 Jahren heraus. Geholfen hat’s beiden Vereinen nichts, beide stiegen ab, duellierten sich noch zwei Jahre in der Regionalliga nach dem Motto: jeder gewinnt seine Heimspiele. 2005 stieg Braunschweig wieder in die zwote Liga auf, und als uns das zwei Jahre später gelang, ging es für die Löwen wieder runter. Nun sind sie seit dieser Saison wieder da, waren sogar die ersten zwei Spieltage Tabellenführer, schlugen St. Pauli im Hinspiel dank eines üblen Patzers von Tschauner mit 1:0 (damit wäre jetzt also ein 2:1 das wahrscheinlichste Ergebnis für uns) und stehen mit Platz 8 ansich immer noch hervorragend in der Tabelle da. Da sieht die Wirklichkeit doch recht rosig aus, auch wenn sich das vielleicht nicht mit den Ansprüchen der Welfen decken mag. Naja, Jägermeister drauf und Schwamm drüber. Ein Kuriuosum hat die Beziehung der beiden Vereine noch zu bieten: Ich denke nicht, dass es in der 2. Liga (ich lasse mich da gerne eines besseren belehren) ein Brüderpaar gab, das in seiner Karriere unabhängig voneinander für zwei gleiche Vereine gespielt hatte: sowohl unser jetziger Torwarttrainer Matze Hain als auch sein älterer Bruder Uwe haben mal sowohl für Braunschweig als auch für St. Pauli die Stiefel geschnürt. Uwe kam bei Braunschweig auf 131 Einsätze, durfte bei St. Pauli allerdings nur bei Freundschaftsspielen ran. Leider ist es bei St. Pauli gegen Eintracht nie zum einem Hain-Spiel gekommen und wird es auch jetzt nicht. Denn Uwe, bis 2009 noch im Trainerstab der Braunschweiger, hat den Verein nach diversen Querelen und Arbeitsgerichtsprozessen verlassen. Naja, vielleicht ist er ja heut im Stadion…wenn ja, ein fröhliches Hallo // fuisligo

Für beide Vereine aktiv waren (neben den Hains): 

Uwe Hain
1991 – 1992  -  st. pauli
1974 – 1982  -  braunschweig
1987 – 1991  -  braunschweig
1999 (Tr.)  -  braunschweig
2001 (Tr.)  -  braunschweig
Mathias Hain
2008 – 2011  -  st. pauli
1989 – 1999  -  braunschweig
Uli Malso
1994 – 1997 (Tr.)  -  st. pauli
1979 – 1983 (Tr.)  -  braunschweig
1992 – 1993 (Tr.)  -  braunschweig
Michael Lorkowski
1982 – 1986 (Tr.)  -  st. pauli
1992 (Tr.)  -  st. pauli
1997 – 1998 (Tr.)  -  braunschweig
Willi Reimann
1986 – 1987 (Tr.)  -  st. pauli
1999 – 2000 (Tr.)  -  st. pauli
2006 – 2007 (Tr.)  -  braunschweig
Dietmar Demuth
1974 – 1979  -  st. pauli
1984 – 1988  -  st. pauli 
1999 – 2002 (Tr.)  -  st. pauli
2006 – 2007 (Tr.)  -  braunschweig
Michel Mazingu Dinzey
1995 – 1996  -  st. pauli
2004 – 2007  -  st. pauli
2002 – 2004  -  braunschweig
Holger Wehlage
1999 - 2001  -  st. pauli
2007 – 2009  -  st. pauli
Ahmet Kuru
2007 – 2008  -  st. pauli   
2004 – 2007  -  braunschweig
Benjamin Adrion
2004 – 2006  -  st. pauli
2003 – 2004  -  braunschweig
Thomas Seeliger
1997 – 1999  -  st. pauli
1989 - 1991  -  braunschweig
Ronald Lotz
1981 – 1987  -  st. pauli
1989 - 1991  -  braunschweig
Karl Heinz Liese
1949 - 1950  -  st. pauli
1947 (?) – 1949  -  braunschweig
Woldemar Gerschler
1948 (Tr.)  -  st. pauli
1948 – 1949 (Tr.)  -  braunschweig
Gustav Adolf Wöhler
1951 – 1952  -  st. pauli
1949 – 1951  -  braunschweig
Justus Eccarius
1949 – 1950  -  st. pauli
1955 – 1959  -  braunschweig

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