Samstag, 23. September 2023

ZEIGT HER EURE...



Ich will kurz etwas über ein menschliches Körperteil schreiben,

das häufig eher sträflich behandelt wird und meist ein abgeschiedenes

eingesperrtes Dasein in dunklen Käfigen fristet.

Jeder Mensch hat normalerweise sogar zwei davon: FÜßE. 

Die guten Stücke haben es ansich gar nicht verdient, schlecht behandelt

zu werden, schließlich haben sie die Aufgabe, uns durch einen Großteil

unseres Lebens zu tragen.

Dafür hat sich die Natur ein ziemlich beeindruckendes Konstrukt einfallen

lassen - der menschliche Fuß hat 26 Knochen (ein Viertel aller

menschlichen Knochen), 27 Gelenke, 32 Muskeln und Sehnen, die die

Aufgabe haben, daß der Fuß als Stoßdämpfer für den restlichen Körper

fungieren kann - eine ziemliche Last. 

Und im Laufe eines durchschnittlichen Lebens tragen uns unsere Füße in

etwa dreimal um den Erdball. 

Dazu kommen 107 Bänder, dazu noch etwa 200.000 Nervenenden und

Rezeptoren. 

Und letztere leiten ganz viele Informationen an das Gehirn weiter, die Zehen

z.B. sind direkt mit unseren Sinnen verbunden, wobei der große Zeh der

wichtigste ist, denn er steuert den Gleichgewichtssinn. 

Die Achillessehne (hinten an der Ferse) ist die stärkste im ganzen

Körper, weil sie quasi die gesamte Belastung vom Fuß auf die

Wadenmuskulatur zu übertragen hat. 

Wer schon mal eine Fußreflexzonenmassage erlebt hat, wird schnell die

Verbindung zwischen Füßen und inneren Organen festgestellt haben.

Und wie gesagt, wir tun zumeist nichts anderes, als diese wichtigen

Körperteile in Gefängnisse zu stecken, genannt SCHUHE.
Schuhe verändern nicht nur die Füße, sondern sie beeinflussen auch

unsere gesamte Körperhaltung und falsches Schuhwerk beeinflusst die

Gesundheit unserer Füße und die Gesundheit unseres gesamten

restlichen Bewegungsapparats.

Ich behaupte mal ganz ketzerisch, Schuld an dem ganzen Dilemma ist das

Militär, schließlich waren die die ersten, die festes Schuhwerk

eingeführt hatten; dann haben sie auch noch den Marschtritt und

den Gleichschritt erfunden - und die ollen Römer haben, damit es sich

schneller  marschieren läßt, auch noch die Steinstraßen eingeführt. 

Durch Marschtritt und Schuhwerk treten wir zumeist zuerst mit der

Ferse auf und drücken uns dann über die Zehen ab…schaut man sich

mal den Bewegungsablauf von Naturvölkern an, hat unser

Abrollverhalten wenig mit einer natürlichen Bewegung zu tun. 

Und die meisten Menschen tragen nicht nur überhaupt Schuhe,

sondern auch noch falsche, zu enge und zu alte. 

Dazu kommt bei Schuhen noch der Faktor Sprengung - so bezeichnet

man die Differenz zwischen Höhe Sohle Vorfuß und Höhe Sohle Rückfuß,

also quasi der “Absatz”.

Und last but not least, der Faktor Dämpfung - weil der Boden (asphaltiert)

ist, muss ein Schuh möglichst weich sein, um die Stöße “abzufedern” 

Alles das, was Schuhe machen, verhindert letztendlich, daß die Füße und

Muskeln ihre Arbeit vernünftig machen können. 

Fangen wir mal mit der Achillessehne an…je höher der Absatz oder

die Sprengung, desto mehr verkürzt sie sich und auch die hintere

Wadenmuskulatur, das ganze wird noch schlimmer, wenn dazu eine

überwiegend sitzende Tätigkeit kommt. 

Jedesmal, wenn ich denn von meinen Pumps in die Ballerinas umsteige,

dann dehne ich sie wieder, was die Sehne dann irgendwann als ziemlich

reizend empfindet.

Der selbe Effekt stellt sich mit sehr weichen Sohlen ein…ich sinke stark

ein und dehne die Sehne wieder stärker, als sie es gewohnt ist.

Was zur Folge hat, daß die Sehne wieder gereizt wird und sich dann

irgendwann wahrscheinlich entzündet. 

Und je weicher der Schuh, desto schneller ist er auch verschlissen -

die meisten Schuhe haben eines Sohle aus Kunsststoffschaum, der

eine maximale Lebensdauer von 1000 km hat, unter der Voraussetzung,

daß ich dem Schuh 36 Stunden Pause nach dem Tragen gebe, damit der

Schaum sich regenerieren kann - hört sich jetzt viel an, ist es nicht: 

Wenn ich meine empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag gehe, sind das etwa

6 - 8 km pro Tag, kann man sich hochrechnen, nach etwa einem halben,

maximal einem Jahr ist so ein weicher Schuh durchgelaufen.

Und, durch viel Absatz und viel Sprengung erhöhe ich den Druck auf die

Zehen stärker als beim normalen Abrollen, das kann im schlimmsten Fall

zu dem sogenannten Soldatenfuß führen, das ist wenn sich Haarrisse

in den Zehenknochen und Zehengrundgelenken bilden. 

Was es auf jeden Fall fördert, ist daß die Zehen sich stärker auseinander

spreizen wollen, woran sie gehindert werden - zumal die meisten Schuhe

ohnehin viel zu schmal im Zehenbereich sind. 

Vorne sollten die Zehen etwa 1 cm Luft haben und minimum einen halben

CM zu jeder Seite.

Folge: der Großzeh verschiebt sich irgendwann nach innen und der

Knochen wächst nach außen (der sogenannte Hallux Valgus), extrem

schmerzhafte Geschichte, die im schlimmsten Fall operiert werden muß.

So, kommen wir zum Marschtritt: die natürliche Dämpfung des Fußes

sind die Fettpolster unter der Ferse und dem Ballen und dazwischen das

Längs- und Quergewölbe. 

Um das optimal nutzen zu können, müßte ich quasi den ersten

Bodenkontakt im Mittelfuß haben - hat den zweiten Vorteil, daß ich

dann das Bein nicht komplett durchgestreckt habe.

Trete ich mit der Ferse zuerst auf und kippe dann quasi auf den ganzen

Fuß, dann hab ich zum einen das Bein komplett durchgedrückt, belaste

also Knie, Hüfte und Wirbelsäule über Gebühr und ich hab in der

Standphase das Gewicht komplett auf dem Gewölbe, welches dann

irgendwann auch kapituliert - und zudem erhöhe ich durch das

“Fersenknallen” meine sogenannte Pronation.

Wenn ich natürlich abrolle, setzt der Fuß leicht außen auf und geht

dann in einem sanften S-Bogen zum Ballen zwischen dem zweiten und

dritten Zeh (wobei der Großzeh als Stabilisator wirkt)
Beim Laufen in Schuhen über die Ferse erhöhe ich die Stoßbelastung,

was der Körper dann bei dieser Pronation stärker auf die Körper-

innenseite ausgleicht - mit der Folge, daß ich meine

Innenbänder und Sprunggelenke überlaste und das Außenband

im Knie dehne (kann man sehr schön beobachten, wenn man hinter

Frauen her läuft, die diese Fell-Filzstiefel im Herbst und Winter tragen.)

Und wenn irgendwas wehtut, dann empfehlen die meisten Ärzte

denn auch noch, man solle sich noch weichere Schuhe kaufen oder

schicken einen zum Orthopäden, die einem Einlagen verschreiben oder

empfehlen einem dann zusätzlich noch Schuhe mit sogenannter

Pronationsstütze, was das Einknicken nach Innen verhindern soll. 

Das Allergesündeste wäre, gar keine Schuhe zu tragen, siehe wieder

die Naturvölker, die deutlich gesündere Füße, Muskeln, Sehnen und

Gelenke (Sprung-, Knie- und Hüftgelenk) haben. 

Gibt natürlich viele Argumente und Einwände gegen das Barfußlaufen. 

Ja, unsere Wege: Asphalt, Steine, Scherben, das alles gibt's im

Dschungel oder in der Wüste nicht, hier kann man nicht barfuß laufen. 

Nicht von der Hand zu weisen, aber man kann ja erstmal klein

anfangen und die Füße auf Gras, am Strand oder im Wald trainieren,

das weckt die Muskeln, Sehnen und Gelenke und kräftigt sie. 

Und NEIN…das Argument - ich laufe ja im Sommer immer barfuß -

Flip-Flops ist nicht barfuß, zwei Zehen umklammern einen

Gummiriemen und der Rest des Fußes muß auf einem Surfbrett

balancieren…Adilette ist auch nicht barfuß, weil auch eine Adilette

Sprengung hat und in den meisten Latschen stecken so viele

Weichmacher; da nimmt man über die Fußsohle häufig Schadstoffe in

der Menge auf, die in etwa einer Schachtel Zigaretten entspricht.   

Dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben, daß ich ein ausge-

sprochener Freund von Barfußschuhen bin, also Schuhen, die eine

Null-Sprengung haben, keinerlei Stützen und eine flexible Sohle in

der Dicke von 1 bis maximal 3 mm, die einfach vor Verletzungen

(Nägel, Scherben) und Temperatur (vor allem im Sommer, wenn sich

der Asphalt aufheizt) schützt. 

Mir ist nach zwei Bandscheibenvorfällen und zwei Ermüdungsbrüchen

gesagt worden, ich würde nie mehr auf orthopädische Einlagen

verzichten können - das war vor vier Jahren.

Inzwischen laufe ich seit drei Jahren komplett ohne. 

Wie bei allem gilt natürlich auch - die Dosis macht das Gift, bzw.

niemand schmeißt sich am ersten Tag im Fitnessstudio 120 kg

auf die Hantel.

Und auch niemand wandert - wie ich, weil ich ein Großer bin -

nach drei Tagen gleich 11 km am Stück.

Der Körper muß sich erst an die ursprüngliche Bewegungsart

gewöhnen, bis man sich das Fersenknallen abtrainiert, also die

erste Woche 30 Minuten bis maximal eine Stunde pro Tag, vielleicht

auch erst auf Kieswegen oder zu Hause in der Wohnung (oder im Büro)

und das Ganze in gemäßigtem Tempo.

Mit der Zeit verschiebt sich der Körperschwerpunkt nach vorne, was die

Knie, die Wirbelsäule und die Achillessehne entlastet.

Man merkt das spätestens, wenn man anfängt, kleinere Schritte zu

machen (nicht mehr marschiert).

Ich kann jedem nur empfehlen, das mal auszuprobieren - wer sich

nicht sicher ist, vorher mal den Arzt fragen, gilt besonders für Diabetiker,

Menschen mit sehr steifer gerader Wirbelsäule und Menschen mit

Nervenkrankheiten (wobei mir die Schuhe auch gegen meine

Polyneuropathie geholfen haben).



                                                                             Al Bundy 





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