Sonntag, 27. Mai 2012

UKRAINE




FIFA-Weltrangliste
50.
UEFA-Koeffizient (Platz)
8.
EM-Titel
keiner
EM-Teilnahmen bisher
keine
EM-Qualifikation
Gastgeber
Rekordspieler
Anatolij Tymoschtschuk (114)
Rekordtorschütze
Andrij Schewtschenko (46)
EM-Bilanz gg GER
1972:  0:3 (Finale) – als UdSSR


Daß die Ukraine erstmals bei einer EM dabei sind, verdanken sie in erster Linie den Schweden...kein Witz:
Nein, die UEFA hat die Ukraine nicht auf Grund der gleichfarbigen Trikots mit den Skandinaviern verwechselt. Als Schweden 1992 die EM ausrichtete, fand das Turnier mit acht Mannschaften statt und das Austragungsland musste lediglich vier Stadien präsentieren, von denen bei dreien eine Kapazität von 20.000 Zuschauern reichte; nur das Finalstadion musste über mindestens 40.000 Plätze verfügen.
Die Devise „small is beautiful“ wurde von einigen Verbänden wegen der geringen Kartenkontingente heftig kritisiert. Als zur EM 1996 auch noch die Anzahl der Endrundenteilnehmer auf 16 erhöht wurde und die UEFA auch dieses Turnier als Gelddruckmaschine begriff, wurden die Anforderungen an die Gastgeberländer deutlich erhöht: nun hieß das Kriterium mindestens sechs Stadien mit mindestens je 30.000 (Sitz-) Plätzen und eines mit mindestens 40.000 für das Finale.
Diese Kriterien waren für viele europäischen Länder schwer zu erfüllen, denn a) hatten die meisten Länder nicht so viele große Stadien und b) würden sie diese auch nicht brauchen. Um dem Dilemma zu entgehen, ließ die UEFA auch Doppelbewerbungen zu.
So kamen 2000 die Niederlande und Belgien sowie 2008 Österreich und die Schweiz in den Genuß, EM-Gastgeber ein zu dürfen.
Nun also Polen und die Ukraine, wobei die Ukrainer mit ihren Stadien sicher mehr anfangen können als die Polen; sind doch zumindest Metalist Charkiv und Schachtjar Donezk regelmäßige Teilnehmer an der Champions League.
Wobei es unfair ist, zu sagen, die Ukraine wären das erste Mal bei einer EM dabei. Als Land mag das stimmen...für die Bewohner des Landes sicher nicht.
Mit Wolodymyr Onyschtschenko stand 1972 zumindest ein Ukrainer im Kader des Vize-Europameisters Sowjetjunion und unter dem Ukrainer Walerij Lobanowskyi als Nationaltrainer der UdSSR (1975/76, 19182/83, 1986 – 1990) dominierten ukrainische Fußballer die Nationalmannschaft, wobei der ukrainische Fußball und Dynamo Kiew damals ansich identisch waren. Kiew stand damals für einen eher modernen Fußball im Gegensatz zu dem eher roboterhaften Auftreten der Moskauer Vereine, was auch die Dominanz der Ukrainer in der Sowjetunion erklärt:
Dynamo Kiew ist mit 13 Titel sowjetischer Rekordmeister, gewann 9 mal den sowjetischen Pokal, 1975 und 1986 den EC 2 und 1975 den UEFA Super Cup.
Bei der EM 1988 in Deutschland, als die UdSSR erneut Vize-Europameister wurde und nur unglücklich den Niederlanden unterlag (die man in der Vorrunde noch 1:0 geschlagen hatte) standen zehn Akteure von Dynamo Kiew und zwei von Dnipro Dnipropetrowsk im 20er Aufgebot.
Bei diesem Turnier schon nicht mehr dabei war die langjährige Ikone des ukrainischen Fußballs: Oleh Blochin mit 211 Toren in 433 Spielen für Dynamo Kiew noch immer der Rekordakteur und Rekordtorschütze des Vereins.
!975 war er Fußballer des Jahres in Europa – sein Vorgänger war Johann Cruyff, sein Nachfolger wurde Franz Beckenbauer, damit ist wohl alles gesagt!
Auf seine alten Tage ging Blochin noch mal tingeln; verdingte sich 1988 beim österreichischen Zweitligisten Vorwärts Steyr und danach noch ein Jahr bei Aris Limassol auf Zypern, aber das kratz seinen Ruf nicht an.
Mit 35 Toren in 101 Länderspielen ist er auch Rekordhalter in der UdSSR und reiht sich damit ein in die Liste der ganz Großen, denen es nie vergönnt war, einen Titel mit seinem Land zu gewinnen.
Daß ihm das nun als Trainer der Ukraine beim Turnier im eigenen Land gelingen könnte, darf wohl bezweifelt werden; über eine wirklich goldene Generation verfügt die Ukraine momentan nicht mehr.
Legitimer Nachfolger von Blochin ist mit Sicherheit Andrij Schewtschenko.
Die Liste seiner Erfolge und Titel ist ellenlang: 5x ukrainischer Meister, 3X ukrainischer Pokalsieger, italienischer Meister, italienischer Pokalsieger, englischer Ligapokalsieger, englischer Pokalsieger, Champions League Sieger, Europas Fußballer des Jahres 2004, sechsmal ukrainischer Fußballer des Jahres, Torschützenkönig der ukrainischen Liga, der italienischen Serie A (2x), der Champions League (2x) – Zweiter in der ewigen Torschützenliste des AC Mailand (175), Dritter in der ewigen Torschützenliste der Champions League (56). Und er ist einer von überhaupt nur fünf Spielern, denen es gelang, in einem Spiel der Champions League vier Tore zu erzielen.  
Leider ist wohl auch er, wie Blochin damals 86 bei der WM nun beim Turnier im eigenen Land wohl über seinen Zenit hinaus, wurde zuletzt nicht mehr berücksichtigt.
Seine beste Zeit hatte er von 1999 bis 2006 beim AC Mailand – 2005 hatte Chelsea 90 Mio € geboten, um ihn zu bekommen, doch Scheba gehörte damals zu Berlusconis Lieblingsspielern und galt als unverkäuflich. 2006 war er es dann doch...Milan brauchte Geld und Sheba war ja bereits 30 Lenze alt. Damit ist man ja bei Chelsea ein junger Hüpfer und so bekam Roman Abramovitsch für 51 Mille den Zuschlag. Aber in London wurde er nie richtig warm, wurde nach zwei Jahren wieder an Milan ausgeliehen, auch dort lief es nicht mehr und nach einer weiteren frustrierenden Saison bei Chelsea löste er seinen Vertrag auf und ging 2009 zurück zu Dynamo Kiew.
Dort hat er in drei Saisons immerhin 73 Spiele bestritten und 29 Tore erzielt.
Es sei ihm gegönnt, daß er nach der WM 2006 nochmals ein großes Turnier mit seinem Land spielen darf, bei der EM noch mal seine Einsätze bekommt und vielleicht auch noch eine Kiste macht.
Das wird die Abschiedsvorstellung eines ganz Großen des Weltfußballs sein!!!

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