Donnerstag, 31. Mai 2012

IRLAND


IRLAND


FIFA-Weltrangliste
18.
UEFA-Koeffizient (Platz)
31.
EM-Titel
Keiner
EM-Teilnahmen
1988
EM-Qualifikation
Play-Offs gegen Estland: 4:0 und 1:1
Rekordspieler
Shay Given (121)
Rekordtorschütze
Robbie Keane (53)
EM-Bilanz gg GER
Noch keine Spiele

Die irische Fußballgeschichte ist ziemlich eng mit der des großen Nachbarn von der Insel nebenan verbunden, wie die irische Geschichte ja überhaupt.
Die englische Nationalmannschaft ist die einzige, die ohne einen einzigen Legionär auskommt – die irische Nationalmannschaft hingegen tritt an, ohne einen einzigen Spieler, der sein Geld in der heimischen Liga verdient. Von den 23 Akteuren verdient einer sein Geld in den USA (Robbie Keane, Los Angeles Galaxy), Aiden McGEady spielt für Spartak Moskau und Darren O’Dea für Celtic Glasgow.
Die anderen 20 Akteure verdienen ihr Geld ebenfalls in der Premier League oder in der zweiten englischen Liga, allerdings nicht wirklich bei hochklassigen Vereinen.
Von den 23 Spielern sind 16 in Irland geboren, davon 7 in Dublin – zwei stammen aus Nordirland, einer aus Glasgow, bei vier Spielern stand das Geburtshaus in England. 
Das ist inzwischen wieder ein relativ „Native Irish“ lastiges Verhältnis, was eine gewisse Weiterentwicklung des Irischen Fußballs zeigt.
Bis in die 50er Jahre hinein nominierte die FAI Spieler von der ganzen Insel für ihr Nationalteam – diese Praxis wurde ihr dann von der FIFA untersagt, nachdem England und Nordirland gemeckert hatten. Bis in die 80er Jahre verharrte der Irische Fußball dann im Mittelmaß, halbwegs als Erfolg konnte das Erreichen des Viertelfinales bei der EM 1964 angesehen werden. In der Qualifikation setzten sich die Iren gegen Island durch (4:2 / 1:1), im Achtelfinale wurde Österreich bezwungen (3:2 / 0:0).
Das Viertelfinale ging dann mit 2:0 und 5:1 ziemlich deutlich an Spanien.
1986 kam es dann zur Revolution im irischen Fußball – ein Ausländer wurde Nationaltrainer und noch dazu ein ENGLÄNDER!!!
Jack Charlton, genannt die Giraffe, Bruder des legendären Bobby Charlton und wie Weltmeister von 1966. Ansich hatte Jackie seine Trainerlaufbahn nach einem wenig erfolgreichen Jahr bei Newcastle United bereits 1985 beendet. Was genau die Iren bewogen hatte, ihn zu wählen, ist nie geklärt worden.
Charlton kann man vielleicht unterstellen, daß er ein wenig nachtragend war, denn 1977 hatten sich die Engländer nach dem Rücktritt von Don Revie für den West Ham Trainer Ron Greenwood und gegen ihn entschieden.
Jack Charlton gilt als Erfinder der berühmten „irischen Großmutter“. Er suchte auf der großen Nachbarinsel nach guten Spielern mit irischen Wurzeln, denen allerdings die Karriere in der englischen oder schottischen Nationalmannschaft verwehrt blieb.
Durch die Hilfe der irischen Großmutter wurden so aus Schotten und Engländern Iren, darunter mit John Aldridge, Ray Houghton und Ronnie Whelan auch drei Mitglieder des legendären Teams des FC Liverpool aus den 80er Jahren.
Mit diesem Haufen gelang 1988 erstmals die Qualifikation zu einer EM-Endrunde.
Von den zwanzig Spielern spielte John Byrne in Frankreich (Le Havre) -  Pat Bonner, Chris Morris und Mick McCarthy spielten für Celtic Glasgow, die restlichen 16 Akteure verdienten in England ihr Geld. Nur vier Spieler waren in Irland geboren worden.
Wohl wissend, daß seine Truppe nicht zwingend mit Filigrantechnikern gesegnet war, verpasste Charlton seinem Haufen eine relativ defensive Kontertaktik. Man konnte sagen, daß die Iren englischer spielten als die Engländer.
Und ausgerechnet die Engländer waren der erste Gruppengegner Irlands bei der Euro 1988: Ray Houghton gelang in der 6. Minute per Kopf das 1:0 – das Ergebnis sollte bis zum Ende der Partie Bestand haben und machte sowohl Houghton als auch Charlton unsterblich in Irland.
Gegen den späteren Vizeeuropameister UdSSR gelang wieder das 1:0 (Whelan, 39.), allerdings hielt der Riegel nur 75 Minuten lang, dann gelang Protassow der Ausgleich.
Gegen den späteren Europameister Niederlande hätte ein Unentschieden gereicht. Der irische Riegel hielt 82. Minuten lang, dann fiel dem Niederländer Kieft ein langer Ball so unglücklich auf den Kopf, daß er seine Flugbahn Richtung Tor änderte und Pat Bonner auf dem falschen Fuß erwischte.
Das war vorerst das Ende des irischen Fußballmärchens.
Zwei Jahre später ging es jedoch weiter, die Iren waren 1990 auch erst mal bei einer WM dabei., überstanden die Qualifikation hinter Spanien als Gruppenzweiter.
Wieder waren England und die Niederlande die Gruppengegner in der Vorrunde, dazu kam der „Fußballzwerg“ Agypten.  Am Ende wurde es die torärmste und langweiligste Gruppe – nur England gelang ein 1:0 Sieg gegen Ägypten, alle anderen Spiele endeten Unentschieden. Diesmal zeigten sich die Iren allerdings in sofern sportlich verbessert, als sie nicht nur nach dem altbekannten Schema vorgingen: Ball nach vorne schlagen, Tor machen, dicht machen, sondern es gelang ihnen gegen England und die Niederlande sogar, jeweils einen Rückstand auszugleichen (das Spiel gegen Ägypten endete 0:0).
Da von den sechs Gruppen auch zwei beste Gruppendritte ins Achtelfinale einzogen, reichten die drei Unentschieden den Iren. Sie wurden sogar Gruppenzweiter, allerdings entschied hier das Los gegenüber den punkt- und torgleichen Niederländern.
Ansich egal, aber so bekamen es die Iren im Achtelfinale mit Rumänien zu tun und so entging Georghe Hagi vielleicht Spuckattacken von Frank Rijkaard.
Das Spiel gegen die Rumänen war wieder mal torlose Magerkost. Zu Helden avancierten dann zum einen Pat Bonner, der im Elfmeterschießen gegen Timofte hielt und zum anderen David O’Leary – geboren in London, seit 1973 in Diensten des FC Arsenal und seit 1976 irischer Nationalspieler.
Mitte der 80er war aus dem Nationalteam zurückgetreten, hatte sich mit Charlton überworfen, nachdem dieser ihn zunächst nicht berücksichtigt hatte. Vor der WM rauften sich die zwei wieder zusammen, O’Leary spielte wieder für Irland, wurde gegen Rumänien in der Verlängerung eingewechselt und traf den entscheidenden Elfmeter.
Im Viertelfinale trafen die Zementfußballer aus Irland dann auf die Betonmischer aus dem Gastgeberland und mussten leidvoll erfahren, wie es ist, wenn man quasi von seiner eigenen Taktik geschlagen wird. Ein Treffer von Toto Scillaci aus der 38. Minute reichte den Italienern zum Weiterkommen.
1992 fehlte den Iren ein Punkt in der Qualifikation, letztendlich ein Tor gegen England oder Polen, dann wären sie anstatt der Engländer bei der EM dabei gewesen.
Ein Ätschbätsch dann 1994 – nicht nur daß die Iren als einzige „britische“ Mannschaft die Qualifikation überstanden, es gelang auch noch die Revanche an Italien mit 1:0 im ersten Gruppenspiel, wieder mal durch ein Tor von Ray Houghton.
Im Achtelfinale war dann allerdings Schluß, nach einem 0:2 gegen die Niederlande.
In der Qualifikation 1996 wären die Iren ansich klar an Portugal gescheitert gewesen, allerdings war das Turnier inzwischen auf 16 Mannschaften aufgestockt worden. Teilnehmen durften also neben dem Gastgegeber die acht Gruppenersten und dazu die sechs besten Gruppenzweiten der Qualifikation.. Der schlechteste und der zweitschlechteste Gruppenzweite mussten in die Relegation um den letzten Platz.
Die Relegation wurde erstaunlicherweise nicht im Europacupmodus ausgetragen, sondern in einem einzigen Spiel, welches am 13.12.1995 an der Anfield Road stattfand  und mit einem überlegenen 2:0 durch zwei Kluivert-Tore für die Niederlande endete.
Das war das letzte Spiel von Jackie Charlton als irischer Nationaltrainer.
Dazu muß gesagt werden, Jackie trat zurück; die Iren hätten ihn wohl behalten, weil sie ihm so vieles verdankten. Mit seinen Nachfolgern war das anders. Man bediente sich zunächst aus dem reichhaltigen Fundus der erfolgreichen Spieler / Trainer der Charlton-Ära – Jackies Nachfolger wurde Mick McCarthy, der bis November 2002 amtierte.  Ihm weniger das Ausscheiden der Iren im Achtelfinale bei der WM 2002 zum Verhängnis wurde als sein zerrüttetes Verhältnis zur neuen irischen Ikone, dem Mannschaftskapitän Roy Keane.  Keane beschwerte sich damals über die Vorbereitung und das Quartier der Nationalmannschaft und reiste ab, resp. er wurde abgereist.
Seinen Rücktritt machte er im April 2004 rückgängig, als mit Brian Kerr der ehemalige Jugendcoach der Iren die Nationalmannschaft übernahm. Nach der Nicht-Qualifikation zur WM in Deutschland übernahm im Januar 2006 Steve Staunton, wieder einer der Helden von Jackies Boys, den Cheftrainerposten der Iren. Nachdem der sich nicht mit der Mannschaft für die Euro 2008 hatte qualifizieren können, beendete der Verband die Zusammenarbeit am 23.10.2007 in gegenseitigem Einvernehmen. Interimstrainer wurde wieder mal Daniel Joseph „Don“ Givens, der die Mannschaft schon zwischen McCarthy und Kerr betreut hatte. Und als Nachfolger wurde dann im Februar 2008 der Trappertoni benannt, der „Flasche-Leer“-Pressekonferenzensprecher.
DER war das größte Problem bei den Iren inzwischen los, den begnadeten Fußballer und Super-Egomanen Roy Keane; denn weil nach seinem Comeback bei der Nationalelf weiterhin Kenny Cunningham Kapitän blieb, trat Roy 2005 endgültig zurück.
Die Qualifikation für die Euro 2008 mißlang zwar, aber inzwischen wächst so langsam auch eine neue Generation von Spielern nach. Und ich will mich an dieser Stelle mal nicht über Henry the Cheat ergießen, der dem Trappertoni und der irischen Mannschaft die Teilnahme  an der WM 2010 verhagelt hatte!!!

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