Samstag, 3. Oktober 2015

EIN ABEND MIT CARMEN


die handlungsreisenden in sachen fußball mal wieder unterwegs...diesmal an einem freitag abend zu einem auswärtsspiel unserer u23 zum sv drochtersen-assel.
schon als die aufgestiegen waren, war klar - noch klarer als bei schilksee - DA müssen wir hin...gut, ein freitagabendspiel im auguste oder vielleicht april wäre vielleicht charmanter gewesen, nicht wegen der temperaturen, eher wegen des lichts, um vernünftige fotos zu machen.

SEIT man die regularien für die regionalliga etwas gelockert hat und weg ist von diesem ganzen 5.000 leute arena-schwachsinn, sind natürlich auch die anforderungen an die flutlichtanlagen deutlich zurückgegangen und jetzt können halt eben auch mal echte dorfvereine den sprung in die "champions-league des amateurfußballs" wagen, ohne sich in einem jahr gleich finanziell vollkommen zu ruinieren.
dorfvereine wie halt drochtersen-assel...das liegt, für alle ortsunkundigen und google-faulen, im kehdinger land, also hinter dem alten land und stade raus richtung cuxhaven.
drochtersen ist indianisch und heißt übersetzt: "ort, wo du ohne auto nicht hinkommst" und assel (ebenfalls indianisch) bedeutet: "wurmfortsatz von dem ort, wo du ohne auto nicht hinkommst"...immerhin 11.000 einwohner.
liest man die vereinschronik des SVDA, so erfährt man, daß 1977 die fußballabteilungen vom tsg drochtersen und dem vtv assel nach zähem ringen beschlossen, eine spielevereinigung einzugehen, um die kräfte aus der "region" zu bündeln - damals vor fast 30 jahren...HÄH, 30???...ja, liest man die chrónik weiter, so stellt man fest, daß sie 2006 endet...danach ist der autor angeblich an langeweile gestorben.

also...seit fast VIERZIG jahren gibt es die SVDA und nun sind sie da, angekommen in der königsklasse - wie es denn immer bei so dorftruppen ist, abgestempelt und belächelt. 
als unsere zwote nach schilksee reisen mußte, das waren die asseln ja noch 16.ter und haben sich mal ganz geschmeidig binnen weniger wochen auf platz sechs hoch gearbeitet.
in braunschweig und havelse gewonnen und gegen hannover, da lacht doch des niedersächsische herz ansich...und nu kömmt auch noch der GROßE fc st. pauli, auch wenn es nur die zweitverwertung ist...man munkelte schon was von zuschauerrekord.
ob wir denn noch eine karte bekommen...gelächter...
also grunsätzlich ist eine fahrt nach kehdingen ja etwas spannender als eine nach deathfield oder zum schilksee...wenn man denn kühe und apfelbäume mag anstatt immer nur mais links und mais rechts...und etwas abseits liegt die alte feste grauenort.
"da führen sie aida auf" sagt unser reiseleiter...wird aber grad renoviert, lese ich auf einem schild...da ist denn wohl der putz vom singen von den wänden gefallen.
jajaja...so isses halt...alles bricht zusammen...und wer ist schuld??? - VERDI!!!

so...für die putzige festung war leider keine zeit, auch nicht für die pittoreske kirche oder den obligatorischen gefallenen-gedenkstein...wir waren spät dran. 
vorteil bei so dörpsplätzen: ansich immer nen parkplatz in stadionnähe...nachteil: als gästefan, so man sich denn optisch so zu erkennen gibt, darf man denn erstmal durch die pampa stapfen, um zum gästeeingang zu kommen - wir befinden uns ja in der regionalliga und da herrscht noch der blockwart. 
warum man in drochtersen links um das stadion rum muß, um auf die rechte seite zu kommen, wo der gästekäfig ist, will sich mir so recht nicht erschließen...wahrscheinlich hatten die einfach den zweiten eingang schon (sie hatten auch einen dritten, den man denn schleunigst wegen des andranges geöffnet hatte - DER wäre für gäste günstiger gewesen) - ist ja so...in der niedersachsenliga brauchst du den ganzen quatsch nicht, denn steigst du plötzlich auf und hast drei monate zeit, um die ganzen auflagen zu erfüllen...damit ist so mancher verein überfordert. 
und heraus kommen meist putzige provisorien...was sollste denn auch für die dritte liga bauen, wenn du nach einem jahr vierter liga vielleicht wieder fünfte spielst. 
also...das kehdinger stadion gleicht ein wenig der wiese in schilksee...allerdings ist die sicht im gästekäfig deutlich besser...keine albernen banner und fahnen und vor allem anständige stehtraversen, von denen aus man halbwegs vernünftig gucken kann. 
WENN ich allerdings ein abendspiel veranstalte, kann ich auf den toiletten im gästeblock allerdings vieleicht auch mal für beleuchtung sorgen...fließendes wasser - oder überhaupt wasser wäre auch charmant gewesen. 
und überhaupt, auch so anderes paßte nicht...entweder ich erwarte wirklich nur 20 st. pauli fans - dann paßt das, daß ich die catering-bude mit drei kisten bier bestücke und da 20 halbe zwiebelmettbrötchen hinlege - warum ich dann allerdings für jeden fan einen eigenen ordner bereitstelle, erschließt sich mir allerdings nicht.
alternativ:  wenn ich 50 ordner am start habe, weil ich mehr besucher erwarte, denn kann ich die catering butze vielleicht auch ausreichend bestücken...vielleicht sogar (obwohl das ist fast ja schon unverschämt) nicht nur senf und ketchup hinstellen, sondern auch die entsprechende wurst dazu anbieten.
"ihr könnt euch ja auf der haupttribüne ne wurst holen" sagte der freundliche ältere herr am eingang...okay, in der halbzeitpause versucht - kläglich an einem schweinemäster in bomberjacke gescheitert, der uns den durchgang verwehrte auf eine - ich will mal sagen - ziemlich unhöfliche art und weise. 

"aber der am eingang hat gesagt" ... "DER hat hier günnix zu sagen!!!"
na denn nicht...ist ja euer geld...denn halt bier statt wurst...ach ja, das war ja grad mal wieder alle...BESCHISSENER war der service in all meinen fußballzeiten nur in JENA 2008!
da klingt das "wir begrüßen unsere gäste" aus der beschallungsanlage fast wie hohn - dieser satz war im übrigen so ziemlich das einzige, was vom stadionsprecher zu verstehen war, ansonsten produzierte der anlage eher nur husten hinter einer wolldecke (galt leider nicht für die scheußliche mucke, die war leider deutlich zu verstehen) ...nun zu den aufstellungen: im tor die nummer KKKRRRK PFFFFRT, mit der nummer GNRRRG KRRRRK...lassen wir das.
hüllen wir über das meiste den mantel des schweigens...oder besser: den nebel des grauens, der langsam von den feldern in die arena kroch und auf dem feld herumwaberte...BIOPYRO sozusagen, passend zu "grauenort", oder - naja - vielleicht eher zu blackwood castle...fehlte nur noch ein AUUUUUUU...hundegeheul im hintergrund. 

WENN man raus auf's platte land zu st. pauli spielen fährt, bleibt's ja leider nicht aus, daß sich im gästeblock auch sympathisanten aus der dorfjugend einfinden, von denen so manche - ich will es mal so formulieren - noch nicht ganz verstanden haben, daß st. pauli etwas mehr ist als saufen und den hsv bepöbeln und leider, auch bei den mitgereisten anhängern fallen unter 300 gästefans 10 idioten deutlich mehr auf als am vollbesetzten millerntor...aber vielleicht dürfen sich ja einige der eiernacken auch am millerntor nicht mehr solch schlechtes benehmen leisten, weswegen sie nun zur zwoten auf's land reisen.
das gefühl, zur avantgarde zu gehören, wenn man spiele der zwoten besucht, kriegt angesichts einiger arschkrampen, die da aufgelaufen waren, einige risse.
und nein, liebe honks...die asseln waren keine schauspielertruppe und niemand legt sich freiwillig auf eine feuchte kalte wiese für drei minuten, es sei denn, er hat was.
naja...man gehört ja immer noch zur avantgarde, wenn man HEIMSPIELE der zwoten besucht...denn 300 hanseln bekommt man bei vicky ja nicht oft zusammen - ich will jetzt gar nicht davon reden, daß die asseln zu diesem spiel einen neuen zuschauerrekord aufstellen konnten:  2.400 besucher im kehdinger stadion...dafür braucht die zwote fast eine gesamte halbserie an heimspielen. 
zumal es noch deutlich mehr st. pauli sympathisanten gab als im block selbst...war deutlich zu hören, denn nach der aufforderung zum wechselgesang kam von der haupttribüne eine deutliche resonanz (seeehr lustiger kinderchor).
daß so viel zeit blieb zu solchen spielchen und daß ich so viel zeilen platz habe, um sowas zu schreiben, lag auch und vor allem am spiel, das kaum erwärmen konnte.
eine halbzeit lang fischten beide mannschaften ziemlich im trüben...oder besser, stocherten im wabernden englischen nebel herum...gut, edgar-wallace-krims sind spannender als das gewurschtel auf dem rasen. 
nach dem wurst-frust in der pause ansich das einzige hochlicht der partie, als herr empen den so ziemlich einzigen konstruktiven angriff der zwoten einnetzte...da hatte der tommy - abgesehen von seinen stets korrekten abseitsentscheidungen - mal wieder recht gehabt, als er den nico als "man to watch at" bezeichnete, als eine assel ihn fragte, ob es denn in dieser mannschaft überhaupt jemanden gäbe, auf den man achten sollte.
ansonsten...ziemlich nebulös das ganze..."also" sagte der fachmann vom dorf "ich seh ja nun die mannschaft das erste mal, aber da ist niemand dabei, der uns in der ersten mannschaft weiterbringen könnte" - kann man bei herrn empen auch drüber reden und nach der bockstarken leistung von herrn brodersen müßten wir uns auch keine sorgen machen, falls die herren himmelwagen mal ausfallen sollten...aber ansonsten, abgesehen von den beiden, war da in der mannschaft so recht auch niemand dabei, der uns bei der ZWEITEN sonderlich weiterbringen wird. 
ohne choi, kurt und deichmann ist das doch ein ziemliches gestochere...und der neue leitwolf mit dem neuen namen, naja, herr eden...das war zwar nicht jenseits von gut und böse, aber doch noch ne ganze strecke von der qualität eines herrn rahn oder brückner entfernt - wenn du denn besser spielst, wenn du die 17 auf dem rücken hast, dann in dreiteufelsnamen gebt sie ihm bitte. 
neben der tatsache, daß ich schließlich im zuge der vierten nachlieferung doch noch ein bier erstehen konnte (2,30 € - was für ein alberner preis), war das tor von empen das einzige highlight...ich geh mal davon aus, daß der biererwerb reine glückssache war...die meisten st. pauli anhänger dachten wahrscheinlich, das catering habe seine arbeit eingestellt, weil inzwischen in der butze auch das licht ausgefallen war. 
der rest war schweigen...oder besser, asseln - der rest vom spiel gehörte allein der heimmannschaft und wir können von glück sagen, daß wir brodersen und den pfosten hatten, daß die nur zu einem elfmetertreffer kamen...war also insofern für die zwote ein glücklicher punktgewinn und für die asseln zwei doof verlorene punkte. 
schwamm drüber...durch die trübe milchsuppe anderthalb stunden hungrig nach hause, den hoppingpoint im gepäck...die erkenntnis...das wird eine ganz schwere saison für unsere u23 werden...
so...und was hat das alles mit carmen zu tun...bei aida wart ihr doch nicht...carmen hat nix mit verdi zu tun - ich gebe zu, liebe leser, pure effekthascherei...ich hoffte, wenn ich diesem beitrag so einen obskuren titel gebe, lesen ihn vielleicht mehr leute.
wasam meisten hängen blieb vom spiel, als ich meine fotos betrachtete, war der NEBEL...und da fiel mir eine schreckliche fernsehmoderatorin ein...sozusagen DIE NEBEL des grauens...das is alles...mehr nicht. 










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